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Kinderkatechese: Guter Hirte und König

Er gibt sein Leben hin, um uns zu retten: Jesus ist wirklich der gute Hirte und der König des Lebens!
Jesus ist der gute Hirte
Foto: Sally-Jo Durney | Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe. So bemüht sich auch Jesus um jeden Einzelnen von uns.

Letzten Sonntag haben wir im Evangelium gehört, wie schwer es den Jüngern fiel, zu begreifen, dass Jesus wirklich und leibhaftig von den Toten auferstanden ist. Sie erschraken und fürchteten sich, als sie ihn sahen. Denn sie meinten zuerst, nur einen Geist zu sehen, der womöglich ein Lügengeist war, also einen Dämon, der sie verspotten und verwirren wollte.

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Aber Jesus beweist ihnen, dass er derselbe ist, dem sie drei Jahre lang gefolgt waren, und derselbe, der sein Leben am Kreuz hingegeben hatte: Er lässt sie seine Hände und Füße anfassen, die noch die Wunden der Kreuzigung tragen. Ja, er isst vor ihren Augen sogar ein Stück Fisch, um sie zu überzeugen, dass er tatsächlich mit Haut und Haaren anwesend ist.

Der Tod ist besiegt

Jesus hat den Tod besiegt – nicht nur in seinem Geist, sondern auch in seinem Körper. Er hat sein Leben erst hingegeben, es sich dann aber wieder zurückgeholt! Denn Gott, sein Vater im Himmel, hat ihm die Macht dazu gegeben. Genau das ist die frohe Botschaft, die er uns am kommenden Sonntag verkündet: „Der Vater hat mich lieb, weil ich mein Leben hingebe, um es mir wieder zu holen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17-18).

Mit Kindern durch das Kirchenjahr

Dies hat er aber nicht für sich getan, sondern um auch uns der Macht des Todes zu entreißen. Er hat also sein Leben geopfert, damit alle, die ihm folgen, das Leben in Fülle haben. Dabei vergleicht sich Jesus mit einem Hirten, der für seine Schafe da ist und genau weiß, was gut für sie ist. Und wer ist wohl mit den Schafen gemeint? Erraten: Wir Christen! „Aber Moment mal“, wirst du vielleicht jetzt einwenden: „Ich bin doch kein blödes Schaf!“ Da hast du natürlich recht. Jesus spricht hier nämlich nicht von dummen Schafen, sondern von klugen, – von Schafen also, die ihren Hirten kennen und ihm vertrauen, weil sie wissen, dass sie sich auf ihn verlassen können.

Aber wozu brauchen denn Schafe überhaupt einen Hirten? Es gibt doch Weidezäune, die sie schützen. Das stimmt zwar; aber erst vor einer Woche sind zum Beispiel auf einer Koppel bei Mechernich in Nordrhein-Westfalen acht Schafe von Wölfen gerissen worden. Wo sich Wölfe herumtreiben, muss man also schon besonders gut auf die Schafe aufpassen! Nun gibt es in unseren Breiten viele saftige Weiden und nur wenige Wölfe; aber das ist in der Heimat Jesu genau umgekehrt. Im kargen Bergland von Judäa konnte man die Schafe nicht einfach in eine umzäunte Koppel sperren; vielmehr waren die Schäfer mit ihnen ständig unterwegs, damit sie frisches Gras zum Fressen fanden. Und nachts musste immer einer wach bleiben, um die Schafe zu hüten. Nicht, dass eines davonlief und sich verirrte – oder eben vom Wolf getötet wurde!

Der Hirte passt auf

Die Israeliten waren ja ursprünglich ein Hirtenvolk: Abraham, Isaak, Jakob und seine Söhne hatten große Herden. Und David hütete Schafe, als er zum König gesalbt wurde. Er begriff sein Königtum als Hirtenamt, wusste aber auch, dass Gott der wahre Hirte seines Volkes ist. Ihm hat er sogar einen Psalm gedichtet: „Der Herr ist mein Hirte; nichts wird mir fehlen ...“ (Ps 23). Doch zur Zeit Jesu waren die meisten Schäfer arme Landarbeiter, die von ihren Herren schlecht bezahlt wurden. Wo aber Menschen für ihre Arbeit schlecht bezahlt werden, kommt es auch öfter zu Unfällen. Stell dir vor, die Schäfer sind übermüdet oder zu wenige, um gut aufpassen zu können. Wenn sie die Tiere nicht mehr verteidigen können, dann haben Wölfe und Räuber ein leichtes Spiel. Ganz klar, dass ein bezahlter Knecht sich im Ernstfall nicht einer solchen Gefahr aussetzen würde. Er würde die Beine in die Hand nehmen, um wenigstens sein eigenes Leben zu retten.

Genau das meint Jesus in seinem Gleichnis: „Der bezahlte Knecht, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht. Der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Der Knecht aber flieht, weil er nur bezahlt wird und ihm an den Schafen nichts liegt“ (Joh 10,12-13). Dafür hatten die Zuhörer gewiss Verständnis. Wenn dem Hirten die Schafe dagegen selbst gehören, wird er sie wohl auch gegen Angriffe verteidigen. Alles klar soweit? Gut. Doch was Jesus jetzt sagt, ist unglaublich: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11). Hat man so etwas schon gehört: ein Schäfer, der sein Leben für die Herde riskiert? Welcher Hirte würde so weit gehen?

Jesus kennt uns

Wenn man drüber nachdenkt, klingt das total verrückt. Man kann es sich eigentlich nur dann vorstellen, wenn dem Hirten seine Schafe ganz besonders wertvoll sind, weil er jedes von ihnen kennt und liebt. Und genau das will uns Jesus sagen: „Ich bin der gute Hirte: ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne. Und ich gebe mein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,14-15). Jesus kennt dich und mich und jeden von uns so gut, wie sein Vater ihn kennt. Er liebt uns sogar mehr, als wir uns selber lieben können. Aber wie gut kennen wir unseren Hirten? Wie sehr lieben wir ihn? Kluge Schafe erkennen ihn an seiner Stimme und werden auf sie hören (Joh 10,16). Weil sie also zu ihm gehören, werden sie ihm auch gehorchen.

„Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie seiner Hand entreißen“ (Joh 10,27-29). Was für Worte voller Trost und Kraft! Wir müssen lernen, sie mit den Ohren des Herzens zu hören. Wie das geht? Dazu habe ich vier konkrete Vorschläge: 1. Nimm dir Zeit für das persönliche Gebet und sag Jesus mit eigenen Worten, dass du ihn liebhast, und was du auf dem Herzen hast! 2. Nimm dir Zeit für die Lektüre des Evangeliums, und höre darauf, was er dir sagen will! 3. Nimm die Sakramente wahr, vor allem die Heilige Messe und die Beichte! Und 4. spricht Jesus auch durch menschliche Hirten zu uns: Das kann ein Priester oder die Religionslehrerin, die Mama oder der Firmpate sein; aber auch Menschen, die deine Hilfe benötigen.

Zeit für Jesus

Nimm dir Zeit, denn der gute Hirte hat jede Menge Zeit für dich! Keine Macht kann dich dem Schutz des guten Hirten entreißen, nicht einmal der Tod! Wenn es dir aber geht wie den Jüngern an Ostern, dass du die gute Nachricht gar nicht glauben kannst, oder dass du dich ganz verloren oder unwürdig fühlst, dann denke daran, dass der gute Hirte auch dem verirrten Schaf nachgeht, bis er es gefunden hat. Er wird nicht ruhen, bis er es voll Erbarmen aus den dornigen Verstrickungen befreit hat, um es auf die Schultern zu heben und heimzutragen – auch wenn es ihm die Dornenkrone einbringt. Wie schade, dass die meisten Menschen den guten Hirten gar nicht kennen oder meinen, besser ohne ihn auszukommen. Sie glauben, dass das Leben am Weidezaun endet und wollen weder von Wölfen wissen noch von den weiten Weiden des ewigen Lebens. Du aber schau zu deinem Hirten auf, der dir den Himmel am Horizont zeigt!

Florian Kopp
Foto: Privat | Florian Kopp ist ständiger Diakon, Lehrer und Theologe und lebt mit seiner Frau und vier Kindern in der Nähe von Landsberg am Lech.

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