In der Kirche herrscht das große Hauen und Stechen, da tut es gut, dass wenigstens RTL in die Gesellschaft hinein religiöse Akzente zu setzen versucht. Ostern 2020 möchte der Sender, wie es in einer Pressemitteilung heißt, die Passionsgeschichte als „Musik-Live-Event“ erzählen. Geplant ist, dass „bekannte Sänger“ in der Ruhrgebietsmetropole Essen an verschiedenen Stationen die „Ereignisse, die sich vor über 2000 Jahren abgespielt haben“, in die Gegenwart versetzen. Zusätzlich gebe es „Live-Schalten zu einer Passions-Prozession, bei der ein großes leuchtendes Kreuz durch die Straßen Essens zur Hauptbühne getragen wird.“
Die Ereignisse des Neuen Testamentes in die jeweilige Zeit und Umgebung transportiert
Essen statt Jerusalem, das ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber theologisch durchaus sinnig. Schließlich haben auch die großen abendländischen Maler die Ereignisse des Neuen Testaments in ihre jeweilige Zeit und Umgebung transportiert.
Der besondere Clou der RTL-Passion: Erzählerisch zusammengehalten wird der Event von dem katholischen Fernsehstar Thomas Gottschalk (69), der sich freut, „dass RTL mit dieser Erlösungsgeschichte“, die mehr sei als „eine fromme Legende, ins Quotenrisiko geht“. Starke Worte. Doch: Warum soll nicht ein Unterhaltungssender zur neuen Evangelisations-Kraft werden?
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