Juli ist Tour-de-France-Monat in Frankreich: Zeit für die anspruchsvollste Radsport-Rundfahrt des Jahres. Die Kinder haben Sommerferien und viele Berufstätige nehmen sich ebenfalls frei, um an den Straßen die Radrennfahrer und mit ihnen den langen Tross an Begleitfahrzeugen vorbeiziehen zu sehen. Drei Wochen dauert das Spektakel durch Frankreich, und natürlich schließt es den 14. Juli mit ein, den Nationalfeiertag Frankreichs.
176 Fahrer, 15 Millionen Zuschauer
Die Tour ist das weltweit größte Sportereignis. Es findet statt in der größten Sportarena der Welt, in den Städten, Dörfern und Bergen Frankreichs, durch die die 176 Fahrer der diesjährigen Rundfahrt auf einem Gesamtkurs von 3.351 Kilometern rollen. Die 21 Etappen, die die Radler zu bewältigen haben, sind wie immer so angeordnet, dass sie das Hexagon Frankreichs nachzeichnen.
Ungefähr 15 Millionen Menschen stehen jedes Jahr an der Strecke und dies, ohne dafür, wie sonst bei Sportveranstaltungen üblich, Eintritt zahlen zu müssen. Für viele Zuschauer ist es eine Art patriotisches Picknick. Schon einen Tag bevor die Rennfahrer eintreffen werden, stehen sie mit ihren Campingwagen an den besonders begehrten Streckenabschnitten – an den Serpentinen in Alpe d`Huez, am kahlen Berggipfel des berüchtigten Mont Ventoux – oder sie säumen die Straßen irgendwo im weiten Frankreich, durch die das Fahrerfeld zieht.
Frankreich präsentiert sich
Vielleicht kommt der große Tross sogar durch ihr Dorf oder ihre Stadt. Dann haben die Einwohner die Gelegenheit, nicht nur die Fahrer zu sehen, sondern sich zugleich Frankreich und auch ein bisschen der Welt zu präsentieren. Originell sind hier die Einfälle: manche bauen aus Strohballen riesige Rennräder, andere führen folkloristische Tänze in Radform vor oder sie genießen als Seiltänzer den Blick von oben auf Fans und Fahrer.
Einige Anhänger nehmen die Tour auch als sportliche Herausforderung und befahren auf ihren Rennrädern berühmte Bergabschnitte, portioniert in für Hobbysportler verkraftbare Teile. So erklimmen morgens ein paar Hundert Radsportenthusiasten die steilen Abschnitte und bewundern um so mehr, wie ihre Helden nachmittags die selbe Strecke in Windeseile überbrücken.
Schlösser, Burgen, Kirchen – eine Menge Kultur am Rand
Das Fernsehen hat das Erlebnis der Tour intensiviert und fängt ein, wie das Fahrerfeld durch die prächtige Natur Frankreichs rollt, vorbei an Schlössern, Burgen und Kirchen; Bilder, die unterstreichen, dass die Tour nicht nur ein Sportereignis ist, sondern ein patriotisches Ritual, das zugleich die Geschichte, Kultur und Natur Frankreichs würdigt.
Natürlich interessieren sich die Franzosen auch für den Wettstreit. Schließlich gibt es wieder gute französische Fahrer, die zumindest Teilerfolge erzielen: hier und da einen Etappensieg für eine Tagesleistung, und 2017 gewann ein Franzose das lustige weiße Trikot mit den roten Punkten, die Auszeichnung als bester Bergfahrer. Nur das Gelbe Trikot des Spitzenreiters konnte seit Bernard Hinault 1985 kein Franzose mehr gewinnen. Aber das wiegt nicht allzu schwer. Anlass zum Feiern und sich zu freuen haben viele Franzosen auch so mit ihrer Tour. Am kommenden Sonntag geht die Tour traditionell auf den Champs-Élysées in Paris zu Ende.
Zur Tour de France lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 26. Juli 2018. Kostenlos erhalten Sie diese Ausgabe hier.
DT (jbj)