Die Schauspielerin Marie Theres Relin spricht sich für eine feministische Anerkennung von Hausfrauen aus. Im Gespräch mit der "Tagespost" erklärt sie: „Simone de Beauvoir, die ich sehr verehre, hatte keine Kinder.“ Laut Relin habe ihr dadurch ein großer Teil von Emanzipation gefehlt. „Sie durfte ihre Freiheit leben, aber lass mich bitte als Mutti auch die Freiheit leben!“ Ohne Mütter, betont die 57-Jährige, gebe es keine Gesellschaft. „Deshalb müssen wir Müttern die Chance geben, die Kinder gern großzuziehen.“
„Sie haben ihn aber nicht verführt?“
Relin spricht auch über den Missbrauch, den sie in ihrer Familie erlebte, nicht nur als 14-Jährige durch ihren Onkel, den Schauspieler und Regisseur Maximilian Schell, sondern auch durch ihren eigenen Vater, der sie als Dreijährige nackt gezeichnet habe. „Das war für mich Normalität“, so Relin. Ihr Liebesleben hätten diese Erlebnisse nicht beeinflusst. Allerdings habe es sie „gefoltert“, dass der Schein der Familie habe gewahrt werden müssen. „Man wird mundtot gemacht und es wird gefragt: ,Sie haben ihn aber nicht verführt?‘“, so Relin.
Jüngst veröffentlichte Relin zusammen mit ihrem Ex-Mann, dem Dramatiker Franz Xaver Kroetz, das Buch "Szenen keiner Ehe". Dazu erzählt sie gegenüber dieser Zeitung: „Mir war klar, dass Kroetz sich eher in seinem Elend suhlt." Laut Relin handelt das Buch von der Geschichte einer Frau, die „mit beiden Beinen im Leben steht“, dann aber mit dem Ex-Mann in die alte Atmosphäre zurückgelangt. „Das Ich bröckelt stückchenweise ab, sie gibt sich wieder ein wenig auf“, so Relin. Durch die Ergründung alter Muster finde sie dann aber zu ihrer Unabhängigkeit zurück. „Ich beschreibe mein, ja, Losertum, um zu zeigen, dass aus jeder negativen Erfahrung eine positive Geschichte werden kann“, so Relin. DT/sdu
Mehr über Relins Erfahrungen in ihrer Ehe, ihr Verständnis von Brüderlichkeit und was sie unter Dichtung und Wahrheit versteht, erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.