Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat Stellung zum Schiffbruch eines Bootes vor der griechischen Küste genommen. Neben den Beileidsbekundung an die Familien der Opfer und Vermissten forderte die Gemeinschaft in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme, dass zukünftig „die Rettung des Lebens an erster Stelle“ stehen und neue legale Zugangswege eingerichtet werden sollten.
Die schuldhafte Unbeweglichkeit und Abschottungslogik verlassen
Bevor man jedoch über eine Umleitung der Migrationsströme diskutieren könne, müsse alles getan werden, „um neue Tragödien auf dem Meer zu vermeiden“, heißt es in der Mitteilung. Die „Ehre unseres Kontinents, der auf Werten wie Gerechtigkeit und Menschlichkeit beruht“ stünde sonst auf dem Spiel.
Für die Rettung von Menschen in Not müssten „Anreize“ geschaffen und die Geretteten müssten aufgenommen werden. Ebenso sei es notwendig, umsetzbare und integrationsfördernde Modelle zu schaffen. Dies sei etwa bei humanitären Korridoren der Fall, wie sie die Gemeinschaft seit 2016 zusammen mit verschiedenen anderen Organisationen durchführt.
Auch die Möglichkeiten der Zuwanderung aus beruflichen Gründen müsse aus der Sicht der Gemeinschaft erweitert werden: „Europa muss seine schuldhafte Unbeweglichkeit und Abschottungslogik hinter sich lassen, die keine reguläre Einwanderung begünstigt.“ Darauf seien die europäischen Länder dringend angewiesen. Sie müssten deshalb schnellstmöglich einen „Sonderplan“ der Hilfe und Entwicklung für die Herkunftsländer der Migranten erstellen, „die ihr Leben auf einer Reise der Verzweiflung und nicht der Hoffnung aufs Spiel setzen.“
Auch Schwangere und Kinder an Bord
Laut der Deutschen Presse-Agentur sind am Mittwoch bei dem schweren Bootsunglück südwestlich von Griechenland nach offiziellen Angaben mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Medien berichteten zunächst von 500 bis 700 Passagieren. 104 verunglückte Menschen konnten gerettet werden. Die umfangreiche Suche sollte auch über Nacht weiterlaufen.
Der Sprecher der Küstenwache sagte dem Staatssender ERT „An Deck des Schiffes waren die Menschen zusammengepfercht, das Gleiche vermuten wir auch für den Innenraum“. Die Zahl der Geflüchteten sei in jedem Fall sehr hoch ausgefallen. Nach Behördenangaben seien es, unter Berufung auf Überlebende des Unglücks, gut 400 Menschen gewesen.
Bei dem Unglücksboot habe es sich um ein bis zu 30 Meter langes stählernes Fischerboot gehandelt. An Bord seien Menschen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und Ägypten gewesen, darunter auch schwangere Frauen und etliche Kinder. DT/jmo