Kein Verständnis für die Theologen-Kritik an sogenannten „Geistermessen“, also online übertragenen Messen von Priestern ohne Volk, hat der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn. In der ORF-Sendung „Pressestunde“ verteidigte der Wiener Kardinal am Sonntag Livestream-Messen als „Notmodell“, das aber kein Zukunftsmodell sei: „Außerordentliche Situationen erfordern außerordentliche Mittel.“ Schon vor der Krise hätten bis zu 700.000 Menschen in Österreich die Sonntagsmesse über Radio und Fernsehen erlebt.
Hochzeiten und Taufen bleiben verschoben
Kardinal Schönborn bekräftigte die Entscheidung der österreichischen Bischöfe, landesweit alle Hochzeiten sowie Kinder- und Erwachsenentaufen zu verschieben. Begräbnisse dürften nur mehr im kleinsten Kreis am offenen Grab stattfinden.
Schönborn zeigte sich überzeugt, dass die aktuelle Corona-Krise auch eine Anfrage an den Lebensstil unserer Zeit und ein Anlass zur Besinnung ist. „Ist es notwendig, zum Shoppen übers Wochenende nach London zu fliegen und über Weihnachten auf die Malediven? Das sind Fragen an unseren Lebensstil.“ Schönborn weiter: „Diese Krise wird sicherlich das Angesicht der Erde verändern. Wir werden regionaler werden müssen, wir werden die Globalisierung korrigieren müssen.“ Es dürfe aber auch nicht zu einer „Abschottungspolitik“ kommen, weil es eine internationale Solidarität brauche, so der Wiener Kardinal.
Lob für die Maßnahmen der österreichischen Regierung
Lob gab es vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz neuerlich für die Maßnahmen der Bundesregierung. Er sei „dankbar, dass wir in einem Land leben, in dem mit dieser großen Krise so gut umgegangen wird“. Schon Tage zuvor hatte Schönborn die Maßnahmen der österreichischen Regierung als „praktische Umsetzung von Nächstenliebe“ verteidigt. Er lobte in der „Pressestunde“ auch den öffentlich-rechtlichen ORF, der weder Panikmache betreibe noch Fakenews verbreite.
DT/sba
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