Andreas Speer, Direktor des Thomas-Instituts der Universität zu Köln, hat den heiligen Thomas von Aquin als Apologet und Wissenschaftler gewürdigt. Mit Blick auf den bevorstehenden 700. Jahrestag der Heiligsprechung des Thomas am 18. Juli unterstrich der Philosoph, Thomas habe Glaubensinhalte verteidigt. „Wenn man wirklich Christ sein will, dann muss man schon aus intellektuellen Gründen bestimmte Glaubensartikel akzeptieren“ erklärte Speer.
"Sonst bist Du eben etwas anderes"
Thomas von Aquin würde seiner Auffassung nach in diesem Zusammenhang keine Abstriche machen „und vielmehr sagen: Sonst bist Du eben etwas anderes.“ Zur Gesprächsbereitschaft gehöre nicht, seine Meinung aufzugeben, sondern man solle sie klar und scharf formulieren und auch verteidigen können.
Mit Nachdruck unterstrich Speer den Wert der „Summa theologiae“ des heiligen Thomas. Dieser zeige, wie man eine Frage methodisch aufdröseln könne und strukturiert mit Pro- und Contraargumenten darstelle. Im heutigen Sprachgebrauch würde man formulieren: Thomas stelle erst einmal die Forschungsdiskussion vernünftig dar, um dann eine Antwort zu entwickeln.
Wörtlich erklärte Speer: „Von Thomas kann man somit sehr viel lernen. Thomas unterrichtet sich auch leicht, weil er diejenigen, die mit seinen Texten arbeiten, hineinnimmt und ein Modell vorgibt, wie man wissenschaftlich mustergültig argumentiert.“ Der Wissenschaftler kritisierte, dass Autoren sich heute selbst in den Mittelpunkt stellten und meinten, keine Gesprächspartner nötig zu haben, um selbst die perfekte Antwort zu geben. Thomas sei von einem solchen Denken weit entfernt. DT/reg
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe