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Kinderschutzexperte Zollner: "Den Betroffenen Raum geben"

In Reaktion auf die Missbrauchsstudie der EKD fordert Pater Hans Zollner, die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen - und warnt vor Scheinlösungen.
Pater Hans Zollner, SJ
Foto: IMAGO/Reinaldo Rodrigues (www.imago-images.de) | Missbrauch ist nicht nur ein katholisches, sondern ein strukturelles Problem von Gemeinschaften. Der Experte für Missbrauchsprävention Hans Zollner fordert, den Opfern zuzuhören und Machtmechanismen zu analysieren.

Der Jesuitenpater Hans Zollner, katholischer Experte für Missbrauchsprävention und Kinderschutz, hat in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) auf die neue Missbrauchsstudie der EKD reagiert. Zollner forderte, den Opfern zuzuhören und betonte, dass Gerechtigkeit vor Vergebung kommen müsse. Darüber hinaus riet er den evangelischen Gemeinschaften dazu, "auf ihre eigenen systemischen Zusammenhänge" zu blicken und verwies dabei beispielhaft auf die besonderen Machtmechanismen des evangelischen Pfarrhauses.

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Auf den Befund, dass die Missbrauchszahlen  der evangelischen Kirchengemeinschaften denjenigen der katholischen Kirche entsprechen, reagierte Zollner nicht überrascht. Es sei gut dokumentiert, "dass es sich beim sexuellen Missbrauch nicht um ein spezifisch katholisches Problem handelt und dass die Struktur der katholischen Kirche und der Zölibat nicht als einzige Ursache für den Missbrauch gelten können." Entscheidend sei, wie in einem System Macht ausgeübt und missbraucht werden könne.

Das Problem ist komplexer als der Zölibat

Mit Blick auf den Synodalen Weg  in Deutschland und die dort  verhandelten Ideen zur Missbrauchsprävention äußerte sich Zollner differenziert: Zwar sei es "sicher nicht falsch, darüber nachzudenken, was sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigt und Aufklärung behindert hat und wie man das ändern sollte", allerdings sei es "zu kurz gedacht, wenn man meint, dass verheiratete Priester oder mehr Frauen in der Leitung der Kirche an sich schon Missbrauch verhindern würden."

Zollner, der das  "Institut für Anthropologie - Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen" an der Gregoriana in Rom leitet,  betonte zudem, dass es grundsätzlich "keinen monokausalen Zusammenhang von bestimmten Kirchenstrukturen und Missbrauch" gebe.  DT/sost

 

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