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Kardinal Pell: „Theologisch kann zwei plus zwei niemals fünf ergeben“ 

Der letzte Band des Gefängnistagebuchs des verstorbenen Kardinals George Pell dokumentiert den Freispruch und seinen tiefen Glauben.
Kardinal Pell in einem italienischen Fernsehprogramm. Der dritte Teil von Pells Gefängnistagebüchern rezensiert Manfred Spieker.
Foto: Giuseppe Lami via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Kardinal Pell in einem italienischen Fernsehprogramm. Der dritte Teil von Pells Gefängnistagebüchern rezensiert Manfred Spieker.

Der dritte und letzte Band von Kardinal George Pells Gefängnistagebuch ist wie schon die beiden ersten Bände ein Lesevergnügen: hervorragend geschrieben, spannend, voller zeitgeschichtlicher Reflexionen zu Kirche und Welt, geistlicher Betrachtungen und Gebete, mit denen er jeden Tag beschließt und reich an Informationen über den Prozess und den Gefängnisalltag. Pell hatte den Vorwurf, 1996 zwei Chorknaben nach einem Gottesdienst in der Sakristei der Kathedrale sexuell missbraucht zu haben, stets zurückgewiesen. Dennoch wurde er 2019 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Berufung vor dem höchsten Gericht des Bundesstaates Victoria wurde mit zwei zu einer Stimme abgelehnt. Im Gefängnis schrieb er täglich drei bis vier Seiten Tagebuch. Im Januar 2023 starb er in einem römischen Krankenhaus nach einer Hüftoperation.

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Zentrales Thema seines Gefängnistagebuchs sind nicht der Gefängnisalltag und der Prozess, sondern Reflexionen über Kirche und Welt und die Nachfolge Christi im Amt eines Bischofs, zu der auch das Kreuz gehört. Nach der Bekanntgabe des Freispruchs erfährt er große Anteilnahme von Mithäftlingen: „Von irgendwo in der Nähe außerhalb von Trakt 3 erklang lauter Jubel, vermutlich von meinem regelmäßigen Briefschreiber, der fest von meiner Unschuld überzeugt war.  Die Zukunft der katholischen Kirche und die Verwirrung in den Reihen der Gläubigen beschäftigt Pell stark. „Viele gute Katholiken sind verärgert und empört. Es steht viel auf dem Spiel, weil nur sehr wenige die wirkliche Agenda der Spadaros dieser Welt kennen, insbesondere, wenn sie behaupten, dass in der Theologie zwei plus zwei fünf ergeben könne.“

Der Kardinal beurteilt die Gegenwart aus historischer Warte: „Wer mit der Kirchengeschichte vertraut ist, wird rasch belegen können, dass dies nicht die schlimmste aller Zeiten ist, schon gar nicht für den englischsprachigen Katholizismus. Die Katholiken in Österreich, der Schweiz und vielen Teilen Deutschlands stehen vor weit größeren Herausforderungen als wir, und oft sind die dortigen Kirchenführungen nicht nur verunsichert und unbeweglich, sondern steuern entschieden in die falsche Richtung“.  DT/reg

Die vollständige Rezension des dritten Teils des Pell-Tagebuchs lesen Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.

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