Der Schweizer Kardinal Kurt Koch hat während seiner Zeit als Bischof von Basel Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht an die Staatsanwaltschaft oder Rom weitergeleitet und führte keine kirchliche Voruntersuchung durch. Das geht aus der Schweizer Missbrauchsstudie hervor. Damit habe Koch gegen die vorgesehenen Maßnahmen verstoßen. Aus welchen Gründen dies nicht geschehen sei, gehe laut der Studie der Universität Zürich, aus den konsultierten Dokumenten nicht hervor.
Der mutmaßliche Täter, den die Missbrauchsstudie mit dem Kürzel K.S. bezeichnet, soll einen Neunjährigen geküsst und Minderjährige in die Sauna eingeladen haben. 2003 habe sich ein Betroffener beim Bistum gemeldet und von „mehreren sexuellen Missbräuchen sowohl bei sich zu Hause als auch im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Jungwacht und als Ministrant“ berichtet. Ab 2005, nachdem der Priester in Pension gegangen sei, hätten sich weitere Betroffene gemeldet.
Koch bittet bei Betroffenen um Entschuldigung
Das Bistum Basel teilte im Bezug auf Kochs Nachfolger, Bischof Felix Gmür, mit, dass dieser davon ausgegangen sei, dass der damalige Bischof Koch „alles nach bestem Wissen und Gewissengemacht habe“. Auch Gmür hatte in diesem Fall nichts unternommen. Gegenüber der Schweizer Zeitung „SonntagsBlick“ sagte Koch, dass die Mitarbeiter im Personalamt den Fall zunächst persönlich bearbeiten und vorabklären wollten. Das Vorgehen habe nicht die Intention gehabt, „irgendetwas vertuschen zu wollen“. Koch gestand ein, dass das Vorgehen nicht zufriedenstellend funktioniert habe. Es sei ein Fehler gewesen, die vorgesehenen Maßnahmen nicht zu ergreifen. „Ich bedaure dies vor allem im Hinblick auf die Opfer, wenn dieses Vorgehen bei ihnen den Eindruck erweckt haben sollte, von uns nicht ernst genommen worden zu sein“. Der Kardinal bat dafür um Entschuldigung. DT/sdu
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