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"Die Zukunft in die eigenen Hände genommen"

Die Ukrainische griechisch-katholische Kirche im Wandel der Bürgerproteste – Weihbischof Bohdan Dzyrakh C.Ss.R. im "Tagespost"-Interview.
Ein Mann betet bei Bürgerprotesten auf dem Maidan in Kiew (Ukraine)
| Auch mit Gebet: Fünf Jahre Bürgerproteste in der Ukraine. Foto: dpa.

Der Sekretär der Bischofssynode der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Weihbischof Bohdan Dzyrakh C.Ss.R., hat fünf Jahre nach dem Aufflammen der Bürgerproteste auf dem Maidan die Erfahrungen der Kirche während der letzten Jahre als „Kairos“ bezeichnet.

Die Menschen übernehmen Verantwortung, üben Solidarität und ergreifen die Initiative

Die Menschen hätten sich geändert, erklärte der Weihbischof im Gespräch mit der „Tagespost“. Sie hätten gelernt, Verantwortung zu übernehmen, Solidarität zu üben und Initiative zu ergreifen. Wörtlich erklärte Dzyrakh: „In der Sowjetzeit wurde gesagt, dass Initiative strafbar sei – und jetzt haben die Leute ihre und die Zukunft ihrer Kinder in die eigenen Hände genommen. Es hat sich eine echte, gesunde bürgerliche Gesellschaft in der Ukraine gezeigt. Wir freuen uns darüber sehr und sehen einen großen Beitrag der Kirchen sowie unserer Mitbrüder und -schwestern im Westen. Mehr noch: Die Kirche ist ein wesentlicher Teil der bürgerlichen Gesellschaft. Wir betrachten uns nicht als diejenigen, die den Machthabern dienen, sondern wir wollen dem Volk, den Menschen dienen – und genauso sehen wir die Berufung der Politiker. Wenn die Politiker aber von dieser Berufung abweichen, wenn sie versuchen, die Leute zu unterdrücken und auszubeuten, dann muss die Kirche die Stimme der Unterdrückten werden.“

Fast zwei Millionen Binnenflüchtlinge mit großer Würde und großem Solidaritätsgefühl  aufgenommen

Nach Darstellung des Weihbischofs habe die Ukraine in den letzten Jahren fast zwei Millionen Binnenflüchtlinge aufgenommen. Das Volk habe diese Herausforderung mit großer Würde und großem Solidaritätsgefühl getragen. Man müsse die Ursache der Not beseitigen und die Ursache sei Krieg. Auf dem Maidan seien im Februar 2014 zum ersten Mal Menschen unter der Fahne der Europäischen Union gestorben. „Der Jüngste war 17 Jahre alt, der Älteste 74. Sie alle haben für Gerechtigkeit, für Freiheit und für Würde ihr Leben gegeben“, erklärte Weihbischof Dzyrakh.

DT

Was Weihbischof Bohdan Dzyurakh C.Ss.R. von Kiew noch über die Kirche und die Menschen im Wandel der Bürgerproteste in der Ukraine denkt und warum er diese Erfahrungen als wertvoll für ganz Europa ansieht, erfahren sie im Interview von Tilman A. Fischer in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 22. November 2018.

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