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Träume, die das Wesen der Kirche konterkarieren

Das Fazit der Synodalen Dorothea Schmidt zur Zweiten Synodalversammlung: Die Kirche stellt sich immer näher an den Abgrund.
Zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs - Tag 3
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Mit geradezu bombastischer Vehemenz fordern Synodale, die Genderideologie in die katholische Kirche zu inkulturieren, beklagt Dorothea Schmidt.

Je länger die Zweite Synodalversammlung dauert, desto mehr reibe ich mir die Augen: Bitte? Jetzt sollen wir nicht nur die kirchliche Sexuallehre kippen und uns von der Schöpfungsordnung Gottes verabschieden, sondern das Priestertum abschaffen, ein LGBT-Sakrament installieren und ein Rätesystem einführen? Am besten geben wir auch noch eine eigene Bibel heraus.

Wo bin ich hier? Dem Papst müssen doch die Ohren schlackern! Ich wunder mich, dass der anwesende Nuntius nicht längst das Weite gesucht und den Papst alarmiert hat. Ich fürchte eine Exkommunikation, wenn das hier so weitergeht. Am Ende waren wir jedenfalls nicht mehr beschlussfähig, weil einige Synodale den Saal vorzeitig verlassen haben – aus beruflichen Gründen vermute ich. Aber wenn es aus anderen Gründen war, chapeau! Ich versteh‘s.

Rätesysteme haben gewaltige Haken

Beginnen wir beim Rätesystem. Hat mal jemand überlegt, was das wirklich bedeutet? Zugegeben, das hat vor 2000 Jahren auch funktioniert. Da haben die Pharisäer Jesus abgewählt, zum Abschuss freigegeben und dann kreuzigen lassen… seine Aussagen haben provoziert, entsprachen nicht ihren Vorstellungen.
Hier sehen wir: Rätesysteme haben so ihre Haken. Vor allem bewirken sie, dass sich immer mehr „Bubbles“ bilden, Wellnessbecken zum Wohlfühlen, in denen man sich nicht um die anspruchsvolle göttliche Botschaft oder um Wahrheit kümmern muss – sondern einfach genießen kann, ganz fein ist das. Man sollte nur keine Kritik äußern. Dann fliegen einem rote Karten und Murren um die Ohren. Mindestens.

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Aber so ein Rätesystem für Pfarrer und Bischöfe soll es nun geben. Das wäre das Ende von Predigt, von Neuevangelisation, geschwisterliche Ermahnung - von alldem, wofür die Kirche steht. Wir hätten dann die völlige Freiheit, eine völlige Liberalisierung sowie eine Verwässerung und Nivellierung der Glaubensinhalte. Nicht ohne Grund hatte schon Henry Newman im 19. Jahrhundert vor einem System gewarnt, das sich dogmatisch freistrampelt, um vogelfrei zu sein. 

Aber das Präsidium sprach von einer Sternstunde. Nun ist es aber nicht eine Sternstunde von Bethlehem mit der Geburt Jesu. Sondern was hier geboren wird, sind Wünsche von Menschen, die das Wesen der katholischen Kirche konterkarieren, etwas schaffen wollen, dass Kirche heißt, aber keine mehr ist  - und sich selbst dafür beweihräuchern.

Warum nicht gleich Gott absetzen?

Warum machen wir es nicht gleich ganz richtig und richten in Deutschland einen Rat ein, der auch Gott gegenüber ein Misstrauensvotum einbringen und Gott absetzen kann? Oder die Bibel umschreiben kann. Das könnte einmal bitter nötig werden, denn seine Vorgaben sind bei weitem nicht zeitgeistgeschmeidig.  
Immer mehr, immer entschiedener, ja mit geradezu bombastischer Vehemenz fordern Synodale, die Genderideologie in die katholische Kirche zu inkulturieren. Neben Punkten, Strichen, Sternchen soll eine neue Anthropologie der Kirche zu Leibe rücken und die Dualität von Mann und Frau, die auf Fruchtbarkeit angelegt ist, hinauswerfen, damit Platz ist für viele, viele verschiedene sexuelle Identitäten. 

Denken wir mal nach: Ist nicht der Unterschied zwischen dem Christentum und einer Ideologie, dass das Christentum auf eine Erlösung außerhalb der Welt, die Ideologie aber auf Utopien innerhalb dieser Welt aufbaut? Sexualität zu denken und zu leben ohne Liebe, Treue, Freude und Fruchtbarkeit ist eine kastrierte Sexualität. Gender und die Gender-Kunstsprache stellen die gesamte Schöpfungsordnung Gottes auf den Kopf, kreieren eine neue, scheinbare Ordnung, die in Wirklichkeit Chaos ist, und mit Gottes Plan nichts zu tun hat. 

Warum bitte sollen wir das geordnete Leben verlassen und uns ins regenbogenbunte Urwaldgestrüpp begeben? Zudem diskriminiert diese Ideologie Mütter und Väter und stürzt Kinder in eine Identitätskrise, weil man ihnen ständig einschärft, sie seien weder Bub noch Mädchen. Was sie sind, könnte sie sich selber aussuchen. Wo keine Probleme waren, schafft man welche. Wir werden in einigen Jahren mehr Psychologen brauchen.

Hier kann die Kirche nicht mitgehen

Hier können wir doch nicht mitgehen, hier kann die Kirche nicht mitgehen. Man braucht nur im Buch Genesis nachzulesen, um festzustellen, dass die Kirche Gender oder eine neue Vorstellung von Sexualität nicht befürworten kann. Statt uns einer ideologischen Kreativwerkstatt für Geschlechtsverwirrung anzugleichen, soll und muss die Kirche die ganzheitliche, vernünftige und der Natur des Menschen entsprechende Schöpfungsordnung Gottes hochhalten. Für ein glückliches und erfülltes Leben von uns Menschen!

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Hätte ich das im Plenum sagen können, wären wieder roten Karten herumgewirbelt, mit denen so genannte Konservative offensichtlich zermürbt und frustriert werden sollen. Sieht so echte Synodalität, Toleranz und christliche Debattenkultur aus? Ich finde es unangemessen, Ablehnung oder Zustimmung durch rote oder grüne Karten zu signalisieren. Wir als Katholiken können im Sinne des Gebotes Jesu „Ertragt einander in Liebe“ handeln und einander zumindest mit Respekt zuhören. Darum habe ich gebeten.

Aber die roten Karten fliegen noch immer. Und mein Nachredner meinte dann, wir hätten eine gute Gesprächskultur. Ich habe da andere Ansprüche und stehe damit nicht allein, wenn ich daran denke, wieviel Zuspruch ich für meine Wortmeldung erhalten habe. 

Es gab auch schöne Momente

Womit wir bei den schönen Momenten des Tages wären: Ich durfte einige spontane Statements an die Presse abgeben. Der Bayerische Rundfunk wollte Frauenthemen anpacken, das Social-Media-Team der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) fragte nach der Stimmung und der WDR interessierte mein Buch „Pippi Langstrumpf Kirche“, über das ich mich mit Erzbischof Schick unterhalten habe. Was mich dabei besonders gefreut hat: Das Team vom BR sprach mich noch einmal an und sagte, beim unserem Interview sei ein Funke der Freude des Evangeliums übergesprungen. Andere bedankten sich für interessante Aspekte oder mutige Beiträge, manche fühlten sich angespornt, selbst einmal zu widersprechen auf dem Synodalen Weg. 

Dennoch ist mein Fazit dieser 2. Synodalversammlung: Die Kirche stellt sich immer näher und entschiedener an den Abgrund. Wenn nun auch Bischöfe für die Gender-Ideologie stimmen sollen, die bei der nächsten Versammlung durchgekaut werden soll, wenn sie sich selber sowie die Lehre der Kirche abschaffen, dann fällt sie für mich eindeutig in den Abgrund. Aber der liebe Gott wird sie dann liebevoll aus dem Schlamm und Dreck ziehen und sie ihre abgebrochenen Teile wieder zusammensetzen. 

In diesem Sinne bete ich: Jesus, Dir ist Deine Kirche nicht egal. Du hast unendlich Geduld und Du gehst diesen Weg mit. Ich verstehe nicht, warum die katholische Kirche in eine solche Selbstzerstörung gehen muss. Aber ich weiß, dass auf das Kreuz die Auferstehung folgt. Mir fehlen die Worte und so kann ich nur bitten: Jesus, sorge Du. Maria, bitte für uns.

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen umfassenden Bericht zum Synodalen Weg.

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Dorothea Schmidt

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Leander Lott