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Mundkommunion oder Handkommunion?

Ist die Mundkommunion dem Eucharistieverständnis der Kirche angemessener als die Handkommunion? Mathilde Gruber, Stuttgart
Mundkommunion oder Handkommunion?
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

Die Diskussion darüber, wie man würdig die heilige Kommunion empfangen soll, hört nicht auf. Am lieblosesten empfinde ich die Verurteilungen sowohl der Handkommunion wie der Mundkommunion. Das schlimmste Urteil, das mir mehr als einmal begegnet ist, war die Androhung der Hölle für solche, die mit der Hand den Leib des Herrn empfangen. Aber genauso oft höre ich immer wieder verächtliche Bemerkungen: Diese oder jene Person oder Gruppe macht Mundkommunion. Beides ist ein liebloses Verhalten. Beide Seiten schauen nur auf das Äußere, aber nicht auf die Gesinnung. Gott schaut auf das Herz. Diese Lieblosigkeit ist vor Gott sicher schlimmer als das, was sie verurteilen.

Bei der heiligen Kommunion geht es zuerst um die Ehrfurcht. Ehrfurcht zeigt sich einmal in der inneren Gesinnung. Aber dann auch in der äußeren Haltung; das heißt in der Art, wie ich die heilige Kommunion empfange. Für den Schutz der Eucharistie ist das Amt (Papst, Bischof, Priester, Diakon) verantwortlich. Deshalb ist es ihre Aufgabe, für den würdigen Empfang der Kommunion zu sorgen. Natürlich kann das Amt nur die äußere Form des Empfangs bestimmen, nicht die innere Gesinnung. Papst Paul VI. hat in der Einführung zum neuen Messbuch nach dem Konzil geschrieben, dass der Empfänger eine sogenannte Kommunionpatene unter den Mund halten soll. Das ist ein eindeutiger Hinweis auf die Mundkommunion entsprechend der Tradition. Dazu möchte ich meine Erfahrung sagen.

Mundkommunion und Handkommunion 

Ich bin ja noch von dem Zweiten Vaticanum zum Priester geweiht worden. Die Kommunionpatene war also selbstverständlich. Ich habe fast immer Partikel von Hostien auf der Patene gefunden. Sie war also nicht umsonst. Die Lehre der Kirche sagt, dass Christus auch im kleinsten Partikel, sofern es Brot ist und kein Mehlstaub, gegenwärtig ist. Ich denke, dass es einem Glaubenden, der zugleich ein Liebender ist, nicht egal ist, wenn Christus auf den Boden fällt und verunehrt wird. Die Mundkommunion ist die Normalform in der römisch-katholischen Kirche, wie auch in allen ostkirchlichen Riten.

Bald nach dem Konzil haben Bischofskonferenzen den Papst gebeten, die Handkommunion zu ermöglichen. Jeder soll die Möglichkeit des Empfanges wählen, die ihm am besten die Ehrfurcht ermöglicht. Leider ist diese Freiheit weithin nicht gegeben. Ich weiß von gläubigen Menschen, die innerlich sich gedrängt fühlen, den Herrn mit dem Mund zu empfangen, sich aber in ihrer Gemeinde oder Gemeinschaft nicht trauen, weil der Spender selbst oder die Gemeinde sie in eine bestimmte Schublade drängt. Oft hört man von der Mündigkeit des Christen. Aber davon sind wir weit entfernt. Bei Erstkommunionfeiern habe ich oft erlebt, dass den Kindern nur die Handkommunion erklärt wurde.

Versäumnis bei der Einführung der Handkommunion

Bei der Einführung der Handkommunion wurde weithin versäumt, die Glaubenden einzuführen. So ist bei der Mundkommunion der Spender verantwortlich für den Leib und das Blut Jesu. Er muss darauf achten, dass nichts zu Boden fällt. Bei der Handkommunion ist der Empfänger für den Leib Christi verantwortlich; das heißt er muss nach Empfang der Kommunion auf die Hand schauen, ob ein Teilchen der Hostie noch auf der Hand liegt. Wenn ja, muss er es würdig kommunizieren.

Wo immer ich die heilige Kommunion austeile, erlebe ich seltenst, dass jemand darauf achtet. Ich musste sogar erfahren, dass Einzelne mit der rechten Hand die linke, auf der die Hostie lag, abwischten, was einer Verachtung Christi gleichkommt. Genauso braucht auch die Mundkommunion eine Einführung. Für den Spender ist manche Haltung unangenehm. Manche schnappen nach der Hostie, sodass sie mit den Fingern des Spenders in Berührung kommen. Für den Empfänger gilt, dass er die Zungenspitze auf die Unterlippe legt und den Mund leicht öffnet. Das wäre für beide eine angenehme und würdigt Form.

Die liturgischen Vorschriften

Weiter verlangen die liturgischen Vorschriften, die Kommunion knieend zu empfangen. Wenn sie stehend empfangen wird, verehrt sie der Empfänger durch eine Kniebeuge, die zu machen ist, wenn die Person vor ihm den Leib Christie empfängt. Auch das erlebe ich selten. Wenn jetzt das neue Messbuch herauskommen soll, wäre die Gelegenheit, dass von den für die Liturgie Verantwortlichen Versäumte – sowohl bei der Einführung des neuen Messritus, wie auch bei der Einführung der Handkommunion – nachzuholen.

Es wäre von großem geistlichen Nutzen für Priester und Volk Gottes, wenn mit der Einführung des neuen Messbuches eine verständliche Erklärung des „ordentlichen Ritus“ der heiligen Messe vorausginge. Das wäre vor allem für uns Priester sehr notwendig. Als ich einige Jahre nach Einführung des neuen Messritus auf Priesterkonferenzen diesen Ritus erklärt habe, war es für die Priester weithin eine neue Entdeckung. Sonst bleibt es bei einem Ritus ohne Inhalt. Genauso müsste auf den Ritus des Kommunionempfangs eingegangen werden. Hoffentlich verpasst die Kirche in Deutschland diese Chance nicht noch einmal.

 

 

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