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Londoner Pfarrkirche: Ein verborgenes Juwel

St. Bartholomew the Great, Londons älteste Pfarrkirche, hat kurz vor ihrem 900. Gründungsjubiläum die Lady Chapel renoviert. Sie blickt auf eine dramatische Geschichte zurück.
St. Bartholomew the Great
Foto: Claudia Hansen | Was man heute in St. Bartholomew the Great sieht, sind die Reste einer einst viel größeren Klosterkirche und Anlage, die ein Mann namens Rahere im Jahr 1123 gegründet hat.

Verborgen hinter einem schmalen Fachwerktorhaus aus der Tudor-Zeit, ein paar hundert Meter nördlich der St. Paul‘s Kathedrale, liegt Londons älteste Pfarrkirche St. Bartholomew the Great. Wer den kleinen Durchgang nicht kennt, kann leicht vorbeilaufen. Über einen Hof gelangt man zum Portal. Im Inneren der Kirche umfängt den Besucher eine magische Stille, die Augen müssen sich erst an die dunklen Räume gewöhnen. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung in dieser Kirche aus normannischer Zeit mit ihren mächtigen romanischen Mauern, gedrungenen Säulen und Hufeisenbögen.

Der einzige Ort einer Marienerscheinung in ganz London

Kaum ein Gotteshaus in der Themse-Metropole kann auf eine bewegtere Geschichte zurückblicken. In welchem anderen Gemäuer erschien sonst noch die Jungfrau Maria, wie ein Mönch im 12. Jahrhundert berichtete (die Lady Chapel ist tatsächlich der einzige Ort einer Marienerscheinung in ganz London), arbeitete später, nach der Reformation und der Auflösung des Klosters, der junge Benjamin Franklin in einer Druckerei und wurde Hugh Grant in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ (beinahe) verheiratet? Über Jahrhunderte verfiel das säkularisierte Kloster zur Ruine; Gebäudeteile wurden als Stall, Schmiede, Lager, Schule und Fabrik genutzt, bevor man die Kirche wieder aufbaute.

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Und erst voriges Jahr war wieder einmal das Dach der Marienkapelle einsturzgefährdet. Die Balkenkonstruktion verrottete, Wasser drang ein und ruinierte die Mauern. Nur durch eine private Spendenaktion, die der Historiker und Filmemacher Tom Holland tatkräftig unterstützte, kam etwa eine Drittel Million Pfund zusammen, um das Dach zu erneuern und die Kapelle zu retten. Vor gut zwei Wochen ist die Lady Chapel wiedereröffnet worden, an deren hinterer Wand ein größeres Altargemälde „Madonna mit Kind“ des spanischen Malers Alfredo Roldán hängt, der sich an Matisse und Modigliani orientiert hat.

Was man heute in St. Bartholomew the Great sieht, sind die Reste einer einst viel größeren Klosterkirche und Anlage, die ein Mann namens Rahere im Jahr 1123 gegründet hat. Rahere war ein Höfling des normannischen Königs Heinrich I., des Sohns von William dem Eroberer. Er soll als Musikant und eine Art Hofnarr sehr beliebt gewesen sein. Mit der Zeit hatte Rahere aber genug vom Späßemachen und wurde Priester. Als der ganze Hof nach dem Untergang des White Ships um den gestorbenen Thronerben 1120 trauerte, ging Rahere auf Pilgerschaft nach Rom, wo er an Malaria erkrankte und in der pflegenden Obhut von Mönchen knapp überlebte.  DT

Claudia Hansen über die Kirche St. Bartholomew the Great in London. Lesen Sie den ganzen Text in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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