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Wallfahrtskirche Bogenberg: Im Herzen Bayerns

Die älteste Marienwallfahrt Bayerns hat ihre Wurzeln auf dem Bogenberg: Seit 900 Jahren pilgern die Gläubigen dorthin. Viele junge Paare vertrauen der Mutter Jesu ihren unerfüllten Kinderwunsch an. Von Benedikt Bögle
Wallfahrtsorts Bogenberg in Bayern
Foto: Pfarrei Bogenberg

Hoch über die Donau und das Umland erhebt sich der Bogenberg nahe bei Straubing in Niederbayern. Die Kirche auf dem „heiligen Berg“ gilt als die älteste Marienwallfahrt in Bayern.

1104 soll eine Marienstatue auf der Donau geschwommen haben. Auf dem sogenannten „Marienstein“ landete sie. Der auf dem Bogenberg residierende Graf Aswin von Bogen fand die Statue und errichtete ihr zu Ehren eine Kapelle auf dem Berg, die später an das Benediktinerkloster Oberaltaich fiel und bis zur Säkularisation von den Mönchen betreut wurde. „Das Gnadenbild heute ist nicht mehr dasselbe wie damals. Das jetzige Gnadenbild stammt aus dem 13. Jahrhundert“, sagt Ludwig Gratzl, Anwohner des Bogenbergs und ausgewiesener Kenner der Geschichte der Wallfahrt.

Das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche Bogenberg

Das heutige Gnadenbild zeigt Maria. Sie ist hochschwanger. Über dem Bauch hat sie ihre Hände gefaltet, in ihrem Leib ist eine kleine Ausbuchtung ausgespart, die den noch ungeborenen Jesus zeigt. Diese Darstellung ist auch der Grund dafür, dass das Gnadenbild vom Bogenberg besonders von Paaren verehrt wird, deren Kinderwunsch bislang noch unerfüllt geblieben ist. Schon wenige Jahre nach Begründung der Wallfahrt zog der Bogenberg Scharen von gläubigen Pilgern an.

Bis heute gibt es Dörfer, die seit jahrhundertealter Tradition meist an den gleichen Tagen zum Bogenberg ziehen, früher waren das bis zu 150 Pfarreien im Umkreis. Am 1. Mai diesen Jahres etwa wird eine Pfarrei zum fünfhundertsten Mal zum Wallfahrtsort in Niederbayern kommen, berichtet Ludwig Gratzl.

Tradition und Legende

Ein Höhepunkt im Wallfahrtsjahr auf dem Bogenberg ist der Pfingstsonntag. Die Gläubigen aus Holzkirchen, einer Gemeinde in der Nähe von Passau, legten Ende des 15. Jahrhunderts ein ganz besonderes Gelübde ab: Der Borkenkäfer setzte ihren Wäldern zu. Daraufhin versprachen die Holzkirchner, jedes Jahr zum etwa 75 Kilometer entfernten Bogenberg zu pilgern und dem Gnadenbild dort eine Kerze zu stiften. Diese Kerze ist außergewöhnlich: Um einen knapp 13 Meter langen Baumstamm wird rotes Wachs gewickelt. Die lange Stange, die daraus entsteht, wiegt etwa einen Zentner.

Die Pilger aus Holzkirchen starten am Samstag vor Pfingsten, erst am folgenden Tag kommen sie in Bogenberg an. Auf dem ganzen Weg wurde die Kerze schon mitgetragen, die letzte Etappe den Berg hinauf wird sie jedoch senkrecht aufgestellt. Die stärksten Männer des Dorfes tragen abwechselnd den hohen und schweren Stamm. Der Legende nach bringt es großes Unglück, sollte der Stamm fallen – dies geschah in den beiden Kriegsjahren 1914 und 1939. In der Kirche angekommen wird die Kerze neben dem Altar aufgestellt. Links und rechts säumen die Stangen das Gnadenbild, für zwei Jahre bleiben sie dort stehen, jeweils bis eine neue Stange aus Holzkirchen den Weg zum Berg findet.

2013 pilgerten alle sieben bayerischen Diözesen zum Bogenberg. Als Vorbereitung auf das 100jährige Jubiläum Mariens als „Patrona Bavariae“ zogen seit 2011 Gläubige aus ganz Bayern am 1. Mai gemeinsam in unterschiedliche Marienwallfahrtsorte – Jahr für Jahr war ein anderes Bistum an der Reihe. Als 2013 Regensburg Gastgeber dieser Wallfahrt war, entschied man sich, gemeinsam auf den Bogenberg zu gehen. Das Motto der Wallfahrt: „Mit Maria voll Hoffnung leben“.

Bogenberg als Geburtsort Bayerns

Die Wahl fiel nicht zufällig auf den Bogenberg, wie der Regensburger Domvikar Andreas Albert, Leiter der Pilgerstelle im Bistum, erklärt. Vom Bogenberg stammt das weiß-blaue Rautenwappen. Ursprünglich das Wappen der Grafen von Bogen, übernahmen es die Wittelsbacher. Bis heute stehen die weißen und blauen Rauten für Bayern. In gewisser Weise kann man den Bogenberg daher als einen Geburtsort Bayerns betrachten. „Die Patrona Bavariae gehört zum Bogenberg. Um Bayern ist es so lange gut bestellt, wie wir uns der Wurzeln in Maria, der Patronin Bayerns, erinnern. Wenn wir das vergessen, haben wir ein Problem“, so Albert.

Wallfahrt zum Bogenberg: Besondere Atmosphäre

Zur Frömmigkeit auf dem Bogenberg wie überhaupt zu Niederbayern gehört die Wallfahrt, das Auf-den-Weg-Machen. „Alle Religionen kennen Wallfahrten. Das gehört zum Menschen einfach dazu“, sagt Domvikar Albert. Jesus selbst sei ja auch zu Wallfahrten in Jerusalem gewesen. Die frühe Kirche habe diese Tradition dann zunächst nicht übernommen, mit der Verehrung der Gräber von Aposteln und wichtigen Bischöfen sei die Wallfahrt aber auch Teil des Christentums geworden. Bis heute erfreuen sich die Wallfahrten großer Beliebtheit, auch zum Bogenberg. „Gerade junge Menschen werden dadurch auch angesprochen. Man erlebt beim Pilgern Stärkung, Trost und Kraft für den Alltag.“

Die Wallfahrt ist für Andreas Albert auch eine gute Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. „Das Pilgern war nie unbeliebt. Das Wallfahrten bleibt auf einem hohen Niveau sehr vital. Auch Menschen, die das ganze Jahr über eher distanziert zur Kirche sind, erhalten diese Tradition aufrecht.“ Wie viele andere Wallfahrtsorte auch bietet der Bogenberg eine besondere Atmosphäre. Man spürt: Das ist ein durchbeteter Raum, in dem seit Jahrhunderten Generationen von Menschen ihre Angst, ihr Leid, aber auch ihre Freude vor Gott und Maria bringen. „Diese Orte haben eine gewisse Grundstimmung. Hier wirkt der Heilige Geist. Hier wirkt Maria, die Gott transparent macht“, meint Albert.

Atemberaubende Aussicht über die Donau

Der Bogenberg ist schon alleine seiner atemberaubenden Aussicht über die Donau, das Umland und das Prämonstratenserstift Windberg eine Reise wert. Dazu kommt die Wallfahrtskirche, umgeben von einem ruhigen, kleinen Friedhof.

Im Zuge des dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche schwer beschädigt und deswegen im frühen 18. Jahrhundert im Stil des Rokoko renoviert. Später wollte man den ursprünglichen, gotischen Stil wiederherstellen, teilweise aber haben sich die Spuren des Rokoko erhalten. Zentrum der Kirche ist das Gnadenbild. Die Darstellung der hochschwangeren Maria ist äußerst selten – und daher auch besonders sehenswert.

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