In Deutschland haben sich im vergangenen Jahr 67.000 Frauen einer künstlichen Befruchtung unterzogen. Das geht aus dem gestern veröffentlichten Jahrbuch 2022 des „Deutschen IVF-Register“ (DIR) hervor. Insgesamt haben die Reproduktionsmediziner der 140 meldenden deutschen Kinderwunschzentren dabei 66.800 Eizellen befruchtet und 56.729 von ihnen in die Uteri der Frauen transferiert. Weitere 6.364 wurden in flüssigem Stickstoff eingefroren.
In 18.149 Fällen verzeichnet das 60-seitige Jahrbuch eine klinische Schwangerschaft, die in 13.252 Fällen in die tatsächliche Geburt eines Kindes mündeten. Damit betrug die sogenannte „Baby-take-Home“-Rate 20,1 Prozent bezogen auf die Zahl der begonnenen Behandlungen und 23,4 Prozent in Bezug auf die dabei transferierten Embryonen. Insgesamt schickten die Reproduktionsmediziner im vergangenen Jahr also 43.477 menschliche Embryonen auf eine Reise in den Tod.
Forderungen an die Politik
Das hindert die Verantwortlichen des Deutschen IVF-Register nicht, im Vorwort des Jahrbuchs weitreichende politische Forderungen zu erheben. Gefordert wird beispielsweise ein „Fortpflanzungsmedizingesetz einschließlich einer nicht limitierten Erlaubnis zur Anlage einer Blastozystenkultur“, die „Legalisierung des elektiven single embryo transfers“ sowie der „Spende von Vorkernstadien“ und die „100-prozentige Kostenübernahme im Rahmen der gesetzlichen Krankenkassen“.
Eigenen Angaben zufolge hat Deutschen IVF-Register“ seit 1982 2,4 Millionen Behandlungen dokumentiert. Seit 1997 seien fast 388.716 Kinder nach künstlicher Befruchtung geboren wurden. Das entspreche „exakt Summe der summierten Einwohnerzahlen der großen Städte Schwerin, Witten, Erlangen und Konstanz“, heißt es im Vorwort des Jahrbuchs 2022.
Lehre der katholischen Kirche
Die katholische Kirche lehnt die Vornahme künstlicher Befruchtungen als „moralisch unannehmbar“ ab, da bei ihnen „der Geschlechtsakt vom Zeugungsakt“ getrennt werde. Der Akt, der die Existenz des Kindes begründe, sei „dann kein Akt mehr, bei dem sich zwei Personen einander hingeben“. „Das Leben und die Identität des Embryos“ würden vielmehr „der Macht der Mediziner und Biologen“ anvertraut. Auf diese Weise werde eine „Herrschaft der Technik über Ursprung und Bestimmung der menschlichen Person“ errichtet. „Eine derartige Beziehung von Beherrschung“ widerspreche „in sich selbst der Würde und Gleichheit, die Eltern und Kindern gemeinsam sein“ müsse. DT/reh
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