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Städte an der Donau: Passau, Linz und Wien

Passau, Linz und Wien sind auch in der Adventszeit beliebte Kreuzfahrtziele. Ohne Weihnachtsmärkte sind die Donaumetropolen dieses Jahr viel ruhiger und leerer. Für festlich-weihnachtlichen Glanz sorgen ganz besonders ihre Kirchen.
Blick auf die Donaustadt Passau mit dem Stephansdom und der Veste Oberhaus
Foto: Imago Images | Blick auf die Donaustadt Passau mit dem Stephansdom und der Veste Oberhaus. Ein Besuch des Doms mit seinen zahlreichen hohen Säulen und Altären, üppig ausgeschmückt mit Stuck, Figuren, wie auch Fresken lohnt sich ...

Wer eine Flusskreuzfahrt ab Passau bucht, geht dort nicht unbedingt an Bord. Viele Touren mit einem Donauschiff beginnen in Engelhartszell, dem ersten österreichischen Ort hinter der Grenze, eine halbe Autostunde vom Bahnhof der Dreiflüssestadt entfernt. Auch diese Reise Richtung Wien soll dort beginnen. Doch zuvor lädt Passaus prächtige wie liebenswerte Altstadt zu einem vorweihnachtlichen Bummel ein.

Es geht auf Zwölf – Zeit für den gewohnten mittäglichen Orgelklang im Stephansdom zu Passau. Normalerweise würde jetzt ein fröhliches Gedränge herrschen. Doch aufgrund der Pandemie finden die Konzerte bis auf Weiteres nicht statt. Ein Besuch des wunderschönen riesenhaften Gotteshauses mit seinen zahlreichen hohen Säulen und Altären, üppig ausgeschmückt mit Stuck, Figuren wie auch Fresken lohnt sich allemal. Die „größte Domorgel der Welt“, deren sich die Bischofskirche rühmt, hätte sich dagegen mancher noch etwas größer vorgestellt.

Insgesamt 233 Register, 17 974 Pfeifen und vier Glockenspiele soll das Instrument umfassen, das streng genommen eher ein Orchester ist – besteht es doch aus fünf gekonnt platzierten Einzelorgeln. Eine davon hängt im Dachstuhl. Die Nichtdomorgeln mitgerechnet ist es weltweit „nur“ die Nummer fünf. Rang eins bis vier belegen Instrumente in den USA. Das allergrößte steht in Philadelphia, in einem Warenhaus.

Ein perfekter Klangraum

Superlativ hin oder her: Klang und Atmosphäre machen die Musik. Der Dom zu Passau bietet dazu den perfekten Raum. Und jedes hier gespielte Orgelstück ist sowohl Kunstgenuss als auch ein geistiges Erlebnis.

Beflügelt und erbaut, geht es vorbei an Bürgerhäusern, Stadtpalästen, Kirchen, zur Schiffsanlegestelle unterhalb des Rathausplatzes – zunächst für eine kleine Stadtrundfahrt. Beginnend auf der Donau, die eher grau als blau von Westen kommt, führt sie zum Dreiflüsseeck. An der Ortspitze, wo die Altstadt selber wie ein Schiffsbug aussieht, wird gewendet. Das Naturschauspiel mit Blick auf Passau ist grandios. Von links fließt der breite, besonders im Frühjahr leuchtend grüne Inn, von rechts die schlanke schwarze Ilz, in die Donau. Gewachsen und gestärkt, strebt diese nun als echter Strom gen Osten. Die drei Wasserfarbenstreifen trägt sie feierlich wie eine Flagge noch eine Weile mit sich mit.

Leuchtendes Linz

Am nächsten Morgen startet dann die große Fahrt. Das Oberdeck ist gut gefüllt. Denn jeder will dabei sein, wenn die Donau zwischen Schlögen, Au und Grafenau eine scharfe Doppelkurve macht und sich dabei zur Schlögener Schlinge windet. Wirklich sichtbar ist der Extrem-Mäander, der das Böhmische Massiv von den letzten Ausläufern der Alpen trennt, jedoch nur von oben. Betrachtet man das Durchbruchstal einfach als hübsche Berg- und Flusslandschaft, mit Burgen reich garniert, kann auch das Schiff mit tollen Perspektiven dienen.

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Bald erscheint am Horizont das Wahrzeichen von Linz: der Pöstlingberg mit der Wallfahrtskirche der Sieben Schmerzen Mariens. Das weithin sichtbare Gotteshaus beherbergt Maria Pöstlingberg, eine hölzerne Pieta zum Gedächtnis an die leidende Gottesmutter, dargestellt mit einer Krone und einem Schwert in der Brust. Seit 1716 befindet sich das Gnadenbild an dieser Stelle, die bald zur Pilgerstätte wurde. Um sie herum entstand zwischen 1742 und 1774 die prachtvolle barocke Kirche, 1964 zur Basilica Minor ernannt.

Doch Linz, die Stadt des Stahls, der Künste und der Wissenschaft, wird bei dieser Reise auf der Donau nur passiert. Wie große bunte Lichtskulpturen verbinden sich die abendlich illuminierten Bauten des Lentos Kunstmuseums und des Ars Electronica Centers mit dem vorweihnachtlichen Glanz der Altstadt, beherrscht von den zwei Domen und dem Schloss.

Auf Landschaft programmiert

Als die Arosa Mia Linz verlässt, sind die meisten Passagiere schon „auf Landschaft“ programmiert. Noch zwei Schleusen, dann beginnt der Strudengau. Seinen Namen hat er von den Wirbelstrudeln fieser Felsenriffe, die früher hier den Schiffern schwer zu schaffen machten. Nach deren Schreien soll das Städtchen Grein benannt sein. Das schlug aus den Donautücken und dem Unglück vieler Kapitäne Kapital. Wie auch andernorts im Strudengau verdiente man mit Lotsendiensten jede Menge Geld. Dazu kamen Vorzugsrechte bei Verkehr und Handel.

Stift Melk
Foto: Brigitte Kobler-Pimiskern | Beeindruckend am Fluss gelegen: das Stift Melk

Bei Ybbs beginnt der Nibelungengau. Wer sich nichts aus Mythen macht, wird dennoch jede Menge Freude haben an der Fahrt durch dieses malerische Donautal, dem die Wachau folgt. Allein vom Schiff aus sieht man jede Menge echter Zeugen der Geschichte, steinern und in Harmonie verwachsen zu gediegener Kulturnatur: von der Höhenburgruine Sarmingstein oberhalb St. Nikola bis zum Renaissanceschloss Schallaburg, von St. Michael – der Mutterkirche der Wachau – bis zu deren Wahrzeichen, der gewaltigen barocken Benediktinerabtei Stift Melk und dem Stift Dürnstein mit dem blau-weißen Kirchturm. Nun ist es nicht mehr weit bis in die Hauptstadt Österreichs.

Erhebendes in Wien

Ein auffälliges Bauwerk begrüßt die Donaufahrer, als die A-Rosa Mia das Schifffahrtszentrum Wien erreicht: die neoromanische Mexikokirche. Ihren zweiten Namen hat die Pfarre des heiligen Franz von Assisi nicht etwa von den spitzen Kuppelhüten, die mit ihrer runden Kegelform an die Türme einer mittelalterlichen Burg erinnern. Er stammt vom Mexikoplatz, auf dem sie steht. Die Benennung würdigt das amerikanische Land, das 1938 als einziges der Welt gegen den „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich offiziell Protest beim Völkerbund einlegte. Mit der tragischen Geschichte des jungen Habsburgers Ferdinand Maximilian, der 1864–67 Kaiser von Mexiko war, hat der Name nichts zu tun.

Von der U-Bahn-Station Vorgartenstraße gleich um die Ecke kommt man direkt in die City. Auch wenn die zahlreichen Wiener Advents- und Christkindlmärkte wegen Corona ausfallen mussten, ist doch die Stadt erfüllt von weihnachtlichem Glanz. Da fast nur Einheimische unterwegs sind und die Lokale noch bis ins neue Jahr hinein geschlossen bleiben, ist die Innenstadt sehr still und leer – selbst um den Stephansdom herum, wo sich sonst tausende Touristen drängen.

Urbane Ruhekissen

Nur eine Haltestelle weiter liegt der Karlsplatz. Dank seiner hübschen Grünanlagen Ressel-, Esperanto- und Girardipark ist er trotz Bekanntheit und zentraler Lage ein urbanes Ruhekissen und prima Ausgangspunkt für einen Bummel durch die Innenstadt. Umgeben wird er von TU und Wien Museum, Künstlerhaus, Musikverein, dem adretten Jugendstilgebäude der Wiener Stadtbahn – und der Karlskirche, die all das überragt. Der römisch-byzantinisch inspirierte Kuppelbau mit den zwei Ehrensäulen wirkt wirklich riesig.

In seinem Inneren dürfen sich Besucher wahrlich wie im Himmel fühlen. Für selbst körperlich erhebende Momente sorgt ein Fahrstuhl, der sie bis zur 32 Meter hohen Plattform in der großen Kuppel bringt. Die letzten 30 Meter bis zur „Laterne“ müssen zu Fuß erklommen werden. Doch es lohnt sich. Kann man doch dort oben die feinen Fresken des Salzburger Barockmalers Johann Michael Rottmayr aus allernächster Nähe inspizieren. Drei Basketballfelder (1 256 Quadratmeter) groß ist ihre Fläche. Und die acht Euro für Eintritt und Liftbenutzung kommen dem Erhalt des Kunstwerks unmittelbar zugute.

Vivaldi ganz nah

Hier ein Vivaldi-Konzert zu hören, lohnt sich nicht nur wegen der ausgezeichneten Akustik und der historischen Instrumente, die das „Orchesters 1756“ virtuos zum Klingen bringt. Sehr speziell ist auch die „Nähe“ des Komponisten. Denn Antonio Vivaldi wurde 1741 direkt neben der Karlskirche in einem Armengrab des Bürgerspital-Gottesackers beerdigt. Der Friedhof existierte nur bis Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Uni, die dort heute steht, verbreitet Campusatmosphäre auf dem Platz und in den Parks. Zu den Lieblingsorten nicht nur der Studierenden zählt der Brunnen vor der Kirche, die sich in dessen breiter Wasserfläche sehr effektvoll spiegelt – zusammen mit den schönen Formen von Henry Moores Bronzeplastik „Hill Arches“. Des Öfteren verwandelt sich das ganze Areal in einen Platz für Feste, Märkte und Konzerte. Der Kunstmarkt Art Advent, der diesmal leider ausfiel, findet im Dezember 2021 ganz sicher wieder statt.

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