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17. Kinder- und Jugendbericht: Familie als Anker in unsicheren Zeiten

Die Familie spielt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eine zentrale Rolle, geht aus dem jüngst veröffentlichten Bericht der Bundesregierung hervor. Viele wollen später selbst eine Familie gründen.
17. Kinder- und Jugendbericht
Foto: IMAGO/Viktoryia Verstak (www.imago-images.de) | Das starke Bedürfnis nach familiärer Bindung und Sicherheit manifestiert sich in vielen Antworten, besonders der Jüngeren.

Einsamkeit ist zu einem neuen Thema auch der Kindheits- und Jugendforschung avanciert. Das geht aus dem 17. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung hervor, der am Mittwoch vorgelegt wurde. Als stabilisierend erleben die jungen Menschen dagegen Familie und Freundschaften.

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Der Bericht befasst sich mit der Lage junger Menschen und untersucht, was Jungsein in Zeiten von gesellschaftlichem Wandel, multiplen Krisen und sozialen Unsicherheiten für die rund 22 Millionen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland bedeutet. Zusätzlich analysiert er die Leistungen und Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe.

Psychische Belastungen während Corona zugenommen

Die Kommissionsvorsitzende für die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe, Karin Böllert, betonte, psychische Belastungen hätten auch als Folge der Corona-Pandemie zugenommen. Viele habe das Fehlen von sozialen Kontakten extrem belastet, noch nie hätten sich so viele junge Menschen einsam gefühlt. Es sei wichtig, das Netz für psychosoziale Unterstützungen auszubauen.

„Jeder junge Mensch, der therapeutische Unterstützung braucht, sollte sie auch bekommen“, so Böllert. Zugleich fühlten sich junge Menschen von Politik und Gesellschaft nicht wirklich wahrgenommen. Die Kommission hebt in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit zur stärkeren Einbeziehung junger Menschen in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse hervor. Obwohl politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Partizipation zentral sei, existiere ein „signifikantes Maß an Nicht-Beteiligung“, das oft durch strukturelle Barrieren bedingt sei.

Die Ergebnisse der Beteiligungsmodule verdeutlichen die besondere Rolle der „Familie als zentraler Ankerpunkt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“. Das starke Bedürfnis nach familiärer Bindung und Sicherheit manifestiert sich in vielen Antworten, besonders der Jüngeren. Äußerungen wie „die Familie ist das Wichtigste in meinem Leben“ unterstreichen laut dem Bericht die zentrale Bedeutung von familiären Kontexten für Kinder und Jugendliche.

Freundschaften wesentlich für ein erfülltes Leben

Der Wunsch, später selbst eine Familie zu gründen, wird ebenso häufig geäußert, wie das Wohlbefinden der Geschwister als bedeutsam erachtet wird. Unmittelbar danach betonen die jungen Menschen Freundschaften als wesentlich für ein erfülltes Leben. Die hohe Bedeutung von Familie und Freundschaften für junge Menschen zeigt sich unter anderem darin, dass sie ihre Freizeit häufig in Gesellschaft von Familie und Freunden verbringen. Es gebe keinen Generationenkonflikt, so Böllert. Das sei auch für die Elterngeneration ein „großes Kompliment“. 

Als weiteres zentrales Ergebnis geht aus dem 17. Kinder- und Jugendbericht hervor, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland zwar so vielfältig aufwachsen wie nie zuvor. Näher untersucht wurden unter anderem Parameter wie Jungsein in Stadt und Land, Aufwachsen in Ostdeutschland oder als Einwanderer sowie in religiöser und weltanschaulicher Vielfalt. Gleichzeitig eint die jungen Menschen aber der Wunsch nach Sicherheit und Orientierung.

Laut Jens Pothmann, Leiter der Abteilung „Jugend und Jugendhilfe“ am Deutschen Jugendinstitut (DJI) und verantwortlich für die Geschäftsführung des Berichts, sei es wichtig, die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland wissenschaftlich zu begleiten. „Dabei sollen Forschungsergebnisse nicht nur dabei helfen, Maßnahmen zu legitimieren. Sie dienen auch der kritischen Reflexion und Weiterentwicklung ihrer Praktiken“, so der Wissenschaftler.  

Für den 17. Kinder- und Jugendbericht wurden keine neuen Daten erhoben, sondern vorhandene Studien ausgewertet. Bei der Erstellung der mehr als 600 Seiten umfassenden Analyse waren zudem rund 5.400 junge Menschen zwischen fünf und 27 Jahren unter anderem in Workshops beteiligt. Zur Vorlage des Berichts ist die Bundesregierung in jeder Legislaturperiode gesetzlich verpflichtet.  DT/chu

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