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Alternatives Synodalpapier zu katholischer Sexualmoral veröffentlicht

Vier Autoren um den Passauer Bischof Oster zeigen sich mit der Veröffentlichung eines Papiers zur Debatte über die katholische Sexuallehre im Synodalen Weg besorgt, dass die kirchliche Lehre grundlegend geändert wird. Kritische Stimmen würden außerdem zusehends aus der Debatte ausgeblendet werden.
Stefan Oster ist besorgt bezüglich angestrebter Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral
Foto: Lukas Barth (KNA) | Ist besorgt bezüglich der auf dem Synodalen Weg angestrebten Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral: der Passauer Bischof Stefan Oster.

In einem am Montagnachmittag auf der neu eingerichteten Website synodalebeitrage.de veröffentlichten Papier zum Synodalforum IV, das sich mit dem Thema „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ beschäftigt, äußern unter anderem der Passauer Bischof Stefan Oster und der Trierer Moraltheologe Johannes Brantl Sorgen bezüglich der auf dem Synodalen Weg angestrebten Weiterentwicklung der katholischen Sexualmoral.

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Liebe will nicht Besitz ergreifen

So betonen die Verfasser des Papiers, zu denen auch der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl und die in den USA lehrende Theologin Katharina Westerhorstmann gehören, dass die kirchliche Sexuallehre die Sexualität im geschützten Ort der Ehe immer als Teil der guten Schöpfungsordnung gesehen habe. Denn „die Freiheit und das Glück, nach dem sich Menschen sehnen, liegt nach dem christlichen Glauben nicht in der Überwindung göttlicher Gebote als seien sie eine von außen auferlegte Behinderung des echten Lebens.“ Vielmehr führe das Ausführen der Gebote zum menschlichen Glück. Deswegen seien Beziehungen, in denen intime Kontakte auf verlogene und verletzende Art und Weise den Eindruck liebender Zuneigung vorgaukelten, auch keine Liebe.

Ein Herz, das erfahren habe, von Gott bedingungslos geliebt zu sein, nutze also nicht den anderen zur Befriedigung des eigenen Willens. „Seine Liebe wird im besten Sinn des Wortes ‚keusch‘ – weil ihre Neigung zur Besitzergreifung des Anderen nachlässt und sie tiefer den Anderen als Anderen meint und ihn als Gabe von Christus her zu sehen sucht“, heißt es in dem Papier.

Jesus befähigt Menschen zu hingebungsvoller Liebe

Die Autoren betonen zwar, dass der Mensch durch den Sündenfall nicht mehr zu dieser reinen Liebe fähig sei: „Der Riss der Liebesunfähigkeit zieht sich fortan auch mitten durch die Fähigkeit des Menschen zur sexuellen Vereinigung. Sie ist ihrerseits gebrochen – bei jedem – und kennt fortan auch zahllose Spielarten heilloser sexueller Begegnung – auch wieder: in jedem Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung oder Präferenz.“

Jedoch befähige Christus zu dem, was er von den Menschen erwarte. „Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, nicht heiraten können oder wollen, schenkt der Herr – so ist die Erfahrung des Glaubens der Jahrhunderte – die Kraft, auch ohne sexuelle Gemeinschaft ein glückliches und erfülltes Leben führen zu können“, heißt es unter dem vierten Stichpunkt des Papiers. Ein Leben in romantischer Zweisamkeit sei für viele Ehepartner ein Weg, die Liebe Gottes zu erleben und tiefer zu verstehen. Die Berufung eines jeden Menschen sei jedoch eine andere: „Der Sinn des Lebens ist gleichwohl zuerst die Begegnung mit Christus und das Leben mit Ihm – in der Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes.“

Fokus auf die „verantwortliche Freiheit“ jedes Einzelnen

Die Autoren begründen die Veröffentlichung des bereits im Mai 2020 verfassten Papiers neben ihrer Sorge bezüglich einer Neugestaltung der kirchlichen Sexuallehre damit, dass Teilnehmer am Synodalen Weg, die die geltende kirchliche Lehre verteidigten, zusehends aus der Debatte ausgeschlossen würden.

So sei zu Beginn der Debatte zwar der grundlegende Gedanke des Papiers, dass der Christ vor allem zur Nachfolge Jesu berufen sei und sich somit auch die Sexualmoral nach der liebenden Hingabe Jesu richten müsse, einbezogen worden. Jedoch sei im weiteren Verlauf der Erarbeitung des Grundtextes der Fokus stärker auf „den Aspekt der ‚verantwortlichen Freiheit‘ im gewissenhaften Urteil jeder einzelnen Person“ gelegt worden. Dadurch seien Verteidiger der katholischen Lehre kaum mehr imstande gewesen, an der Debatte um den Grundtext mitzuwirken.

Kritische Stimmen aus der Debatte verdrängt

Zudem habe das erweiterte Präsidium des Synodalen Weges beschlossen, dass es in der Erarbeitung des Grundtextes, aber auch in den generellen Diskussionen der Foren keine alternativen Minderheitenvoten mehr geben dürfe.

Das Papier war im Mai 2020 in das Synodalforum IV eingebracht worden. Anfang September veröffentlichten die Autoren das zehnseitige Schreiben nun. Unter den fünf Stichpunkten „Zur Liebe und Freiheit in Christus berufen“, „Die Freiheit zur liebe und ihre Gefährdung durch die Sünde“, „Das Geschenk eines verwandelten und liebenden Herzens“, „Nicht aus eigener menschlicher Kraft, sondern nur mit Gottes Hilfe“, „Barmherzigkeit als Liebe: Christsein als Weg“ legen die vier Autoren die Grundprinzipien der katholischen Sexualmoral dar.  DT/ vwe

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