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Jakob Hebgen: Vom Domsingknaben zum The-Voice-Sieger

Der Limburger Domsingknabe Jakob Hebgen über seinen unerwarteten Sieg bei „The Voice Kids“ – und familiäre Weihnachtstraditionen.
Jakob Hebgen
Foto: Elisabeth Hüffer | Hier treffen sich die Domknaben nach der Probe, erzählt Sänger und „The Voice Kids"-Sieger Jakob Hebgen.

Im Limburger „Generale Caffé“ ist an diesem herbstlichen Dienstagnachmittag weniger los als sonst – zumindest weniger, als wenn die Limburger Domsingknaben kommen. „Wir treffen uns hier regelmäßig nach den Proben“, erzählt Jakob Hebgen. Denn weiter oben auf der Straße mit den rot-weißen Fachwerkhäusern liegt die Domsingschule. Viermal in der Woche fanden die Proben früher statt, damals, als er jünger war: montags bis donnerstags, jeden Tag eine Stunde. Jetzt singt Hebgen dort nur noch zwei Mal wöchentlich. „Mit vier Jahren bin ich Domsingknabe geworden, im Vorchor. Ich wollte das, weil mein großer Bruder da war“, sagt der 16-Jährige. Direkt aus der Schule ist er heute in das kleine, gemütliche Café mit den hohen Tischen gekommen. Er trägt einen weißen Pullover, aus dem ein grüner Kragen herausragt. Neben ihm sitzt seine Mutter, Andrea Hebgen. Im Hintergrund läuft das Lied „Time to say goodbye“, hin und wieder wird es von der Kaffeemaschine ein bisschen übertönt.

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Die intensiven Chorproben haben sich bewährt: Ein halbes Jahr ist es nun her, dass Jakob sich beim Musikwettbewerb „The Voice Kids“ 2024 im Finale durchsetzte. „Ein ziemlich spontanes Ding“, wie er sagt, sei die Entscheidung gewesen, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Es begann im Frühjahr 2023, als er auf einer Chorfreizeit das Bewerbungsvideo aufnahm – singend am Klavier. „Zuhause habe ich das dann kurz noch mit meinen Eltern abgeklärt und abgeschickt.“ Die Jury von „The Voice Kids“ wurde von ihm überzeugt, Hebgen ins Rennen geholt. Es folgten „Scouting-Tour“, „Blind-Auditions“, dann die „Battles“ und „Sing-Offs“, und im Mai schließlich das „Live-Finale“ in Berlin. „Das haben meine Freunde zuhause im ,Public Viewing‘ geguckt. Auch meine Freunde vom Fußball, die mit Musik weniger zu tun haben“, sagt Jakob, der auf dem Feld als linker Flügel eingesetzt wird – oder wurde. „Für Fußball habe ich im Moment nicht so viel Zeit, leider“, gibt er zu. „Das Ziel war, neben den ganzen Reisen nach Berlin und dem Proben das Schuljahr zu schaffen“, ergänzt seine Mutter. „Und das hat ja auch geklappt. Manchmal sind wir nach so einem Berlin-Wochenende erst um drei Uhr morgens wieder in Limburg gewesen – und um sieben ging es dann eben weiter, zur Schule.“ 

Weihnachten und Familie gehören zusammen

Das Singen wurde Jakob und seinem Bruder Simon mit in die Wiege gelegt: Beide Eltern sind musikalisch, ihre Mutter hat eine Ausbildung zur Chorleiterin absolviert, ihr Vater ist Teil eines A Cappella-Chors. „Richtig zusammen singen wir vor allem an Familienfesten, dann auch mehrstimmig. Neulich ist meine Oma 100 geworden, da haben wir natürlich Klassiker aus ihrer Jugend vorgetragen“, so die Mutter des „The-Voice“-Gewinners. „An Heiligabend singen wir mit der Familie – die Lieder, die wir mögen. Ohne Publikum. Man fühlt sich wohl und ist unter sich. Die Klassiker sind immer ganz schön: O du fröhliche, The Snowman oder Stille Nacht, erzählt der Sänger. „Mein allererstes Konzert mit den Domsingknaben war übrigens das Weihnachtsoratorium von Bach, als ich sieben war.“

„Unerwartet“, so beschreibt Jakob heute seinen Sieg. Hört man ihn im Live-Finale vor großem Publikum mit tiefer Stimme „The Sound of Silence“ singen, kommt dieser Eindruck aber nicht auf. Genauso wenig merkt man, dass Jakob eher introvertiert und schüchtern ist, wie er sich selber beschreibt. „Bevor ich da mitgemacht habe, musste ich mich überwinden, um im Restaurant mit den Kellnern zu reden“, sagt er. Mit dem Sieg hat sich das geändert – zwangsläufig. „Ich wurde auf der Straße oft angesprochen, und natürlich in der Schule. Da war das extrem. Am Tag nach dem Finale habe ich es nicht vom Klassenraum nach draußen geschafft, weil so viele um mich herumstanden“, erinnert er sich. „Mittlerweile hat sich das wieder beruhigt. Die Lehrer kennen mich jetzt alle, manchmal ist das ein Vorteil, manchmal ein Nachteil.“ Ob Weihnachten in diesem Jahr anders wird als sonst? „Glaube ich nicht“, sagt Jakob. „Wir feiern nach wie vor mit der Familie. Weihnachten ist für mich das Fest, das die ganze Familie wieder zusammenbringt.“ Religiös sei das Fest der Geburt Christi für ihn auch wichtig, aber nicht so wichtig wie Ostern. Schon oft haben er und sein Bruder Heiligabend im Dom verbracht – weil sie Auftritte hatten. „Das prägt“, sagt seine Mutter. Im Moment komme es darauf an, Ruhe in den Alltag des Elftklässlers einkehren zu lassen. Gut, dass bald Weihnachten ist.

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