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Liebe und Hoffnung im Karton

Wie ein kleines Geschenk das Leben verändern kann – für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ werden noch bis Mitte November Geschneke im Karton gesammelt.
Foto: Samaritan's Purse | Millionen Kinder weltweit erfahren durch die Geschenke, wie geliebt sie sind.

Mit dem Kamel durch die Wüste, mit dem Boot durch den Pazifik oder zu Fuß hinauf in die Berge Mexikos: Für die Mitarbeiter der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ — international unter dem Namen „Operation Christmas Child“ bekannt — ist kein Weg zu weit. „Weihnachten im Schuhkarton“ erreicht Kinder auch an den entlegensten Orten der Welt. Die Aktion ist nur eines von vielen Projekten, denen sich die Organisation „Samaritan’s Purse“ weltweit annimmt, darunter Wasserversorgung, Bildung, Katastrophenhilfe.

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Weihnachtenim Schuhkarton“ ist die wohl bekannteste. „Samaritan’s Purse“ möchte mit dieser Aktion kurz vor Weihnachten Kindern nicht nur eine Freude machen, sondern ihnen Hoffnung bringen und zeigen, dass sie wertvoll und geliebt sind. Wie das funktioniert und welchen Impact so ein Geschenkkarton auf Kinder und ihre Familien haben kann, zeigt beispielhaft die Geschichte von Alina, einem rumänischen Mädchen. 

Liebe ist für Alina ein Fremdwort

Es ist Weihnachten 2021 als Alina ein Geschenk der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ überreicht bekommt. Sie kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie konnte ihr jemand, der sie gar nicht kannte, solch schöne Geschenke machen? „Das Mädchen macht eine Erfahrung, die viele andere bei dieser Aktion machen", erklärt Sandor Hofäcker, der bei „Samaritan’s Purse“ für die Partnerbetreuung zuständig ist, im Gespräch mit dieser Zeitung: Sie habe sich angenommen und geliebt gefühlt — möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben.

In ihrer Familie herrscht Gewalt. Ihr Vater trinkt und schlägt Frau und Kinder. Er ist erfüllt von einer unbändigen Zerstörungswut. Ihre Mutter versucht ihr Glück immer wieder bei anderen Männern, kehrt aber wegen der Kinder doch immer wieder zurück. Liebe ist für Alina ein Fremdwort — bis sie jenes Geschenk in ihren Händen hält und sich in ihrem Herzen etwas Neues zu regen beginnt; eine Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.

Glaubensangebote sind freiwillig

Solche Erfahrungen der Beschenkten sind der Grund, weshalb Hofäcker ein Missverständnis in Bezug auf die Aktion aus der Welt räumen will, der einige deutsche Diözesen aufgesessen seien und „Samaritan’s Purse“ auf den Index gesetzt haben: Bei keiner Aktion von „Samaritan’s Purse“ würden Menschen zwangschristianisiert, stellt er klar. „Ja, wir erzählen von Jesus, üben aber keinen Druck aus“, sagt er.

Das Evangelium in Kurzform als Comic werde zum Beispiel den Kartons nicht beigefügt, sondern vor Ort lediglich angeboten. „Wer will, nimmt es mit, wer nicht will, nimmt es nicht mit“, so Hofäcker. Gleiches gelten für den Glaubenskurs „Die größte Reise“, der nach der Geschenk-Aktion ebenfalls angeboten werde. „Logischerweise nimmt ein Kind nur teil, wenn das Kind will und die Eltern einwilligen.“

Ökumenisches Team im Gebet vereint

Auch begleiteten die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Partner-Kirchengemeinden Menschen auf Wunsch über Weihnachten hinaus und stehen zur Verfügung, wenn Menschen Fragen haben. Vor Ort leben laut Hofäcker immer Kontaktpersonen von „Samaritan’s Purse“, der Dachorganisation von „Weihnachten im Schuhkarton“. 

Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen beten die Mitarbeiter, die verschiedenen Konfessionen angehören, miteinander und nehmen Gebetsanliegen anderer auf. Auch für Alina und ihre Familie hat das Team vor Ort laut Hofäcker gebetet. „Wir glauben an die Kraft des Gebets und daran, dass Gott jedes einzelne Kind unendlich lieb hat, ganz egal, in welchen Lebensumständen es sich befindet“, heißt es auf der Internetseite zur Aktion. „Jesus möchte jedem von ihnen persönlich begegnen: Genau aus diesem Grund lautet unser Motto „It's all about Jesus! - Am Ende geht's um Jesus!"

Gottes Liebe erobert ihr Herz

Und genau hier geht Alinas Geschichte weiter: Das Mädchen will den angebotenen Glaubenskurs besuchen. Bald schon kommt sie nicht bloß zu dem zwölfwöchigen Kurs, sondern zu jedem Treffen von „Weihnachten im Schuhkarton“ wie beispielsweise Lobpreis-Sessions. Sie nimmt die Liebe der Menschen, die sie umgeben, wie ein Schwamm auf — und Gottes Liebe erobert ihr Herz.

Alina beginnt, die Bibel zu lesen. Sie beginnt zu ahnen, dass die Gewalt, die sie erlebt hat, nicht das ist, was Gott für sie möchte. Sie lernt einen Gott des Friedens kennen, der ihr eine heile Familie und gesunde Beziehungen wünscht. Alina nimmt sich vor, für ihre Eltern zu beten. Bald macht nicht nur ihr Bruder Alexandru mit, das ganze Netzwerk der „Weihnachten im Schuhkarton“-Ehrenamtlichen beginnt für die Familie zu beten.

Eine ganze Familie bekehrt sich

Zuerst fällt den Eltern eine Verhaltensänderung bei den Kindern auf: Alina hilft im Haushalt und Alexandru, der bereits seinen Vater nachahmte, hört auf zu trinken und zu stehlen. Nach und nach kehrt Friede in die Familie ein. Der Vater erkennt sein Fehlverhalten, bekennt Gott seine Sünden und wird von Seinem Frieden überwältigt. Er fühlt sich frei, geliebt und glücklich. Ein halbes Jahr später kehrt die Mutter, lernt Gott kennen und wird Christin.

Die Nachbarn können es kaum fassen:  Aus dem Haus, aus dem einst Schreie und Schläge dröhnten, dringt nun Lobpreisgesang nach draußen. Der Vater erklärte: „Mein Herz war leer, aber Jesus hat mein Herz erleuchtet.“

Sichtbares Wirken Gottes

Alinas Geschichte ist nur ein Beispiel von vielen, so Hofäcker gegenüber der „Tagespost“. Immer wieder erlebe das Team, wie Gott Wunder wirke und den Menschen zeigen, dass er sie nicht im Stich lasse. Er erzählt unter anderem von einem Jungen mit einem amputierten Bein, in dessen Karton — die Kartons werden „zufällig“ aufgeteilt — nur ein einzelner Schuh lag, der nicht nur genau in seiner Schuhgröße entsprach, sondern auch noch perfekt passte. Er habe tatsächlich welche gebraucht, die Eltern hatte jedoch kein Geld gehabt, um ihm welche zu kaufen, berichtet Hofäcker.

Seit 1993 haben die Mitarbeiter dieser Aktion — etwa 95 Prozent arbeiten ehrenamtlich mit — weltweit über 232 Millionen Kinder in über 150 Ländern erreicht, darunter Länder in Osteuropa, Asien, Afrika, Lateinamerika und im Südpazifik. 

Dieses Jahr können die gefüllten Geschenkkartons vom 10. bis zum 17. November bei öffentlichen Sammelstellen abgegeben werden. Eingepackt werden können Spielsachen, Kuscheltiere, Klamotten, Schuhe, Hygiene- und Schulartikel. Auf der Internetseite von „Samaritan’s Purse“ finden sich alle Informationen zum Geschenkeverpacken oder Spenden — damit arme Kinder ein bisschen Liebe und neue Hoffnung erfahren können.
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Geschenkkarton packen: https://www.die-samariter.org/projekte/weihnachten-im-schuhkarton/mitpacken/.
Unterstützung der Aktion durch Spenden: https://www.die-samariter.org/projekte/weihnachten-im-schuhkarton/mitspenden/ tun.

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