Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Paris

Nach Priestermord: „Figaro“ sieht Staatsversagen

Der Mord an dem katholischen Priester Olivier Maire hätte nie geschehen dürfen, schreibt die französische Tageszeitung „Le Figaro“. Und geht deutlich ins Gericht mit der Einwanderungspolitik und der Kriminalitätsbekämpfung des Landes.
Nach Mord an Priester in Frankreich
Foto: Loic Venance (AFP) | Gerald Darmanin, Innenminister von Frankreich, verteidigte das Vorgehen der Behörden. Der mutmaßliche Täter habe nicht abgeschoben werden können, solange er unter Aufsicht der Justiz stand.

Nach dem Mord an dem katholischen Priester Olivier Maire im westfranzösischen Saint-Laurent-sur-Sèvre übt die französische Tageszeitung „Le Figaro“ deutliche Kritik an der Einwanderungspolitik und Kriminalitätsbekämpfung des Landes. „Mit Fug und Recht ruft diese Tragödie Empörung hervor“, heißt es in einem Leitartikel der Zeitung. „Sie hätte nie geschehen dürfen.“ Der Mord an Pater Maire illustriere „bis zur Lächerlichkeit Frankreichs Versagen im Kampf gegen die Kriminalität und die illegale Einwanderung. Zwei Themen, die oft miteinander zusammenhängen, ob es den Moralaposteln gefällt oder nicht“.

Lesen Sie auch:

"Figaro" sieht Schuld bei französischen Behörden

Der „Figaro“ geht auch auf die Biografie des mutmaßlichen, geständigen Täters Emmanuel A. ein. Dieser sei 2012 als 31-Jähriger aus Ruanda nach Frankreich geflohen, ihm sei jedoch kein Asyl gewährt worden. Es folgten weitere ablehnende Bescheide. „Ein letzter Aufruf, französischen Boden zu verlassen, wird ihm im November 2019 übermittelt.“ Dieser Beschluss sei jedoch, wie alle vorherigen, folgenlos geblieben, rekonstruiert der „Figaro“ die Geschichte des mutmaßlichen Täters. „So wie es sich schon seit Jahren in der überwiegenden Mehrheit der Fälle verhält.“

Wenige Monate später, im Juli 2020, habe A. dann den Brand in der Kathedrale von Nantes gelegt, so der „Figaro“ weiter, wo er ohne Papiere als Freiwilliger angestellt war. „Zuerst in Untersuchungshaft genommen, wird er unter gerichtliche Aufsicht gestellt, während er auf seinen Prozess wartet, der für 2022 vorgesehen ist.“ Jene gerichtliche Aufsicht sei auch der Grund gewesen, weshalb er trotz negativen Asylbescheids nicht abgeschoben werden konnte.

Weiter schreibt die Tageszeitung: „Der Mörder hatte dem französischen Staat unlängst vorgeworfen, ihm keinen Aufenthaltstitel gewährt zu haben.“ Und er habe unter psychischen Problemen gelitten. Eine Sache sei sicher: „Die französischen Behörden sind verantwortlich für und Schuld an daran, dass er sich illegal auf unserem Boden aufhielt.“  DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Einwanderungspolitik Geistliche und Priester Katholizismus

Weitere Artikel

In seinem letzten Roman, „Die Brüder Karamasow“,   wird der russische Autor Dostojewski nihilistisch-philosophisch: Ein junger Intellektueller halluziniert den Teufel. 
23.11.2025, 15 Uhr
Hartmut Sommer
EU-Kommissar Magnus Brunner verspricht einen strengen Schutz der EU-Außengrenzen und ein konsequentes Vorgehen gegen Asylmissbrauch.
18.10.2025, 11 Uhr
Stephan Baier

Kirche

„Quiet revival“ nun auch in Deutschland? Jüngere Menschen haben eher vor, an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Das Vor-Corona-Niveau bleibt allerdings noch unerreicht.
12.12.2025, 14 Uhr
Meldung
Die Linkspartei erlebt einen Höhenflug. Doch ist er von Dauer? Gegen den Wiederaufstieg helfen nur zwei Dinge, schreibt Hubertus Knabe.
11.12.2025, 21 Uhr
Hubertus Knabe
Ulrich Lehner lehrt an einer der renommiertesten katholischen Universitäten der USA. Im Interview erzählt er, wie die Wahl von Papst Leo in Amerika aufgenommen wurde, und was die deutsche ...
12.12.2025, 08 Uhr
Sebastian Ostritsch
Das Erzbistum Köln und der Neokatechumenale Weg feiern in Bonn; die Vision einer Kirche, die sich senden lässt.
11.12.2025, 19 Uhr
Beatrice Tomasetti
Mit ihrem Schulpapier geben katholische Bischöfe politischem und medialem Druck Richtung „sexueller Vielfalt“ nach. Doch wieder hinkt die Kirche in Deutschland einen Schritt hinterher.
11.12.2025, 17 Uhr
Franziska Harter