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Nach Wahlen im Irak: Minderheiten mehr Gehör schenken

Der Nahostreferent Kamal Sido ist skeptisch, dass sich im Irak nach dem Wahlsieg des schiitischen Predigers al-Sadr für Minderheiten wie Christen und Jesiden viel ändern wird.
Muktada al-Sadr
Foto: Karim Kadim (AP) | Irak, Baghdad: Muktada al-Sadr, schiitischer Geistlicher, während einer Pressekonferenz. Bei der Parlamentswahl im Irak wird ein Sieg des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr immer wahrscheinlicher.

Kamal Sido, Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, sieht den Ausgang der irakischen Parlamentswahlen mit gemischten Gefühlen. Dort zeichnet sich ab, dass die gemeinsame Liste des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr und der Kommunisten die Wahlen gewonnen haben. „Auf den ersten Blick ist das eine gute Nachricht“, schreibt Sido in einem Gastbeitrag für die „Tagespost“. Die traditionellen irakischen Parteien, die für Korruption und Chaos im Land verantwortlich gemacht würden, seien geschwächt. Allerdings sei der Prediger al-Sadr politisch unberechenbar. „Seine Wahlversprechen kann er sehr schnell ,vergessen', so Sido. Es sei nicht ganz unwahrscheinlich, dass al-Sadr mit den anderen Parteien eine Allianz eingehen werde. „Dann würde alles beim Alten bleiben. Die Iraker wollen aber eine andere Entwicklung: weniger Korruption, mehr Sicherheit und Wohlstand.“

Die Gesellschaft für bedrohte Völker habe bereits im Vorfeld der Wahlen an die großen irakischen Parteien appelliert, so Sido, endlich den Forderungen der zahlenmäßig kleineren Volksgruppen nach Gerechtigkeit und Gleichberechtigung mehr Gehör zu schenken. „Christen und Jesiden, die durch die Angriffe des sogenannten ,Islamischen Staates' viel gelitten haben, müssen auch besser geschützt und stärker an den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt werden“, schreibt der Nahostreferent. Ob die neue Regierung dieser Forderungen erfüllen werde, sei mehr als fraglich.

DT

Den ausführlichen Gastbeitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 17. Mai.

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