Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Gastbeitrag zum Weltfrauentag

Schön ist es, eine Frau zu sein?

Was ist das innerste Geheimnis der Frau? Das Leben selbst. Ein Gastbeitrag zum Weltfrauentag von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.
Die italienische Schauspiel-Ikone Sophia Loren
Foto: IMAGO (www.imago-images.de) | Frau ist Leben. Doch! Es ist gut, diese besondere Gabe immer wieder zu buchstabieren: Fruchtbarkeit, geistig, leiblich, seelisch, kulturell - wie etwa die legendäre italienische Schauspiel-Ikone Sophia Loren.

Im keltischen Sagenkreis gibt es nicht nur König Artur, sondern einen noch älteren Helden, den großen Anführer der Fianna Finn, den herrlichen Fionn. Eines Tages – nach vielen anderen Lieben – gerät er an die Frau seines Lebens. „Sie erfüllte ihn mit Staunen und Wundern. Zauber war in ihren Fingerspitzen. Ihre schmale Hand berückte ihn, ihr schlanker Fuß ließ sein Herz erbeben, und wie sie den Kopf wenden mochte, erschien in ihrem Antlitz neue Schönheit. „Sie ist immer neu“, sagte Fionn. „Sie ist mehr als jede andre Frau; sie ist mehr als sie selbst.“

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Er kümmerte sich nicht mehr um die Fianna. Er vergaß die Jagd. Er lauschte nicht mehr auf die Lieder der Dichter und auf die seltsamen Sprüche der Zauberer, denn all dies war in seinem Weibe, und etwas war in ihr, das noch darüber hinausging. „Sie ist diese Welt und die andre; sie ist Vollendung“, sagte Fionn.“*

Die Stelle, wo das Leben in Erscheinung tritt

Man kann diesen Eindruck dem klassischen Verliebtsein zusprechen und lebenserfahren auf die kommende Ernüchterung warten. Und doch ist etwas darin, was stimmt. Was ist das innerste Geheimnis der Frau? Das Leben selbst. Die Frau ist die Stelle, wo das Leben in Erscheinung tritt. Natürlich das Leben des Kindes. Aber ebenso das Leben überhaupt. Michelangelo malte in der Sixtina das berühmte Bild der Erschaffung Adams – nicht in der handgreiflichen Töpferwerkstatt, in der Gott den Mann erst aus Lehm formt und ihm dann den Atem einbläst. Vielmehr kommt Gott im Sturmwind, also im Heiligen Geist, und berührt die schlaffe Hand Adams mit der seinen. Man sieht den Funken, der überspringt. Aber im linken Arm Gottvaters, schon eingeborgen in seinen Mantel, wach und aufmerksam, schaut Eva bereits hinüber auf den Mann. Sie ist die größte Gabe Gottes an ihn: Leben, das auf ihn überspringt, hat seine Fülle in ihr.

Schöne Worte, kann man sagen. Was bleibt davon im Alltag, in der Erfahrung, auch in der Erfahrung der Frau von sich selbst? Natürlich immer dasselbe: recht wenig, und das Wenige noch gebrochen, fehlende Selbstachtung, Vernutzung als Arbeitskraft und noch schlimmer als Sexobjekt, Überlastung durch Kinder, wenig Freiraum durch klassische Pflichten.

Wo zwei dasselbe tun, ist einer überflüssig

„A woman’s work is never done.“ Ja, so ist es. Nicht, dass der Mann weniger zu schultern hätte. Aber zu aller Last kommt noch die Konkurrenz der beiden, die als Quelle von Streit besonders heute gut funktioniert. Wer leistet mehr und fühlt sich dabei weniger anerkannt? Wer macht die „Drecksarbeit“? Wer darf was und warum anderes nicht? Was wird Frauen vorenthalten? Worauf müssen sie aufgrund ihres Geschlechtes verzichten? Daher ist eine der heutigen Lösungen der „Ungleichheit“ der Geschlechter, sie überhaupt abzuschaffen. Wäre es nicht besser, es gäbe überhaupt nur „Menschen“: mit gleichem Recht, gleicher Behandlung, sogar gleichem Aussehen, und man würde die Kennzeichnung Mann und Frau überhaupt ausschalten? Das wird seit einigen Jahrzehnten ernsthaft gemeint und teilweise umgesetzt. Unisex, nicht nur in der Mode. 

Aber: Wo zwei dasselbe tun, ist einer überflüssig. Die Spannung des Lebens schrumpft ein, von der Fülle des Lebens gar nicht zu sprechen. Die Anderheit der Frau – wo sie verdeckt oder ersetzt oder gar abgeschafft wird, wird das Leben schlaff. Frau ist Leben. Doch! Es ist gut, diese besondere Gabe immer wieder zu buchstabieren: Fruchtbarkeit, geistig, leiblich, seelisch, kulturell.


*James Stephens, Fionn der Held. Irische Sagen und Märchen, Heiligenkreuz 2016.

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