Über die zunehmende Bedeutung der Emotion gegenüber der Kompetenz schreibt Birgit Kelle in der neuen Folge ihrer Kolumne Ungeschminkt. Als Beispiele nennt die Erfolgsautorin unter anderem die Keksverkostung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Zu fröhlichen Klängen, so die Kolumnistin, erkläre der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, in einem Video, welche Kekssorten er zu Weihnachten bevorzugt. Spritzgebäck und Kokos lösen Begeisterung aus. Die Weihnachtsbotschaft, kritisiert Kelle, werde hierauf Glückskeksniveau gedrückt.
Spitzenpolitik im Gefühlswettstreit
Auch die Politik emotionalisiere ihre Botschaften mehr und mehr. Hier werden die Vorsitzenden der Unionsparteien, Friedrich Merz und Markus Söder, genannt. Die beiden Spitzenpolitiker übten sich im CSU-CDU-Gerangel, wer im Bilderkrieg der Social Media Kanäle dieses Jahr die goldene Adventskerze gewinne, so Kelle. Ein großer Tannenkranz bei Merz und jeden Sonntag eine weitere Kerze bei Söder, berichtet Kelle, der bayrische Ministerpräsident habe in Sachen Volksnähe die Nase vorn, vor dem Privatflugzeugbesitzer Merz. Auch hier stellt die Kolumnistin eine erhebliche Verflachung fest, wenn beide zum 4. Advent mit Rentier-Rudolph-Bildern grüßten. Diesen Botschaften attestiert die Bestsellerautorin eine Glaubenstiefe, die an Limburger Spritzgebäck heranreiche.
Ein sonderbarer Gruß
Die Harmlosigkeit der Kampagne der beiden Spitzenpolitiker ist für die Kolumnistin Grund für eine kritische Spitze. Der abschließende Gruß der Kolumnistin an Leser und Beschriebene mag sonderbar anmuten, ist jedoch im Kontext konsequent. Er dürfte so jedenfalls noch nie in der Tagespost gestanden haben. DT/pwi
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost eine weihnachtliche Folge der Kolumne Ungeschminkt von Birgit Kelle.