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Ostern ist immer "jetzt"

Der „ungläubige“ Apostel Thomas zeigt wie umstürzend Ostern war und stärkt so die Glaubwürdigkeit der Zeugen der Auferstehung.
Jesus und Thomas
Foto: Pixabay | Gerade der Zweifel des Apostels Thomas macht die Zeugnisse von Ostern glaubwürdig.

Am Ende kommt es beim Evangelium auf die Glaubwürdigkeit der Auferstehungsbotschaft an. Es muss sich um ein absolut umstürzendes, präzedenzsloses Ereignis gehandelt haben. Nur ein solches Ereignis gibt die Garantie, dass Jesus nicht bloß war, sondern auch „ist“ und dass das Karfreitagsgeschehen einen echten Tod und kein „Versteckspiel“, wie es auch gedeutet wurde, darstellt.

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In diesem Kontext kommt dem Apostel Thomas eine Schlüsselposition zu. Gerade er, der als „der Zweifelnde“ abgestempelt wird, wagt den theologisch vollkommensten Glaubensausdruck, der sich in allen Evangelien findet: „mein Herr und mein Gott“.

Mein Herr und mein Gott

Die Wortkombination von „Herr“ und „Gott“ gab es schon in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Nun wird sie auf Jesus angewendet, dessen Wundmale die Identität des Gekreuzigten und des Auferstandenen für alle Zeiten beweisen. Gleichzeitig kommt ein neues Element hinzu: Es ist „mein“ Herr und Gott. Auf die persönliche Beziehung kommt es also bei den Anhängern Christi an.

Auch das Ziel der Erzählung wird durch den Evangelisten geklärt: „damit ihr glaubt“ (im Konjunktiv Präsens, nicht im Vergangenheitstempus). Die nachösterlichen Jünger dürfen also zuverlässig „im Jetzt“ glauben, weil sie auf glaubwürdige Begegnungen mit dem Auferstandenen zurückgreifen können.

Wir hängen vom Glauben der Zeugen ab. Das bedeutet: Die Theologie hat Voraussetzungen, genauso wie jede Wissenschaft. Die wichtigste Voraussetzung der Theologie ist, dass die sinnvollen Strukturen der Welt, die wir – Gläubige wie Nichtgläubige – empirisch wahrnehmen, auf einen logoshaften Creator Spiritus, einen Schöpfergeist, schließen lassen.

Unser Erlöser

Dass sich dieser Creator in seinem Sohn auch als unser Redemptor, unser Erlöser, gezeigt hat, ist zwar nicht empirisch nachweisbar und verlangt eine Glaubensentscheidung. Zentral ist aber nicht die Empirie, sondern die Frage, ob dieser Glaube sinnvoll ist. Dann kann er auch seine Gewissheit erlangen, also zu einer menschlich verantwortbaren Lebenshaltung werden.

Wir brauchen nicht die Erlaubnis der Naturwissenschaften, um glauben zu können. Diese können nur einen Teil der Wirklichkeit erforschen und dabei korrigieren sie sich immer wieder selbst. Von ihnen die endgültige Erklärung der Welt zu erwarten, wäre unterkomplex, um nicht zu sagen: kindisch.

Wer glaubt, hat einen weiten Horizont. Und der Glaube wird bezeugt. So ist er seit Jesu Christi Erscheinen auf der Erde über die Apostel und deren Nachfolger zu uns gekommen. Schwache Begründung? Nicht unbedingt, wenn so viele Menschen dafür gestorben sind, um sogar über ihr Leben hinaus Zeugen („Märtyrer“) des Auferstandenen sein zu können.

Text unter der Lupe

Apg 4,32-35
1 Joh 5,1-6
Joh 20,19-31
Zu den Lesungen des 2. Ostersonntags (Lesejahr B)

Themen & Autoren
Andrzej Kucinski Apostel Jesus Christus Ostern

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