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„Grund zu gutem katholischen Selbstbewusstsein“

Bischof Egon Kapellari plädiert dafür, tiefer zu denken und tiefer zu graben: „Die Kirche lebt, weil sie ein Werkzeug des lebendigen Gottes ist.“
Der emeritierte Diözesanbischof von Graz-Seckau, Egon Kapellari
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | In seinem Vortrag erinnerte Bischof Kapellari zugleich daran, der Gott der Bibel sei „kein harmlos lieber Gott, sondern ein Gott, um den und mit dem unzählige Menschen gerungen haben oder heute ringen“.

Die Polarisierungen in der Kirche hat der emeritierte Diözesanbischof von Graz-Seckau, Egon Kapellari, kritisiert. In einem Festvortrag auf Schloss Straßburg im Kärntner Gurktal sagte er am Freitag, das katholische Selbstbewusstsein sei „beeinträchtigt durch die schrecklichen Verfehlungen kirchlicher Verantwortlicher unter dem Generalthema Missbrauch“, aber auch durch „Spannungen zwischen Positionen, die man – meist zu oberflächlich – als progressiv oder konservativ bezeichnet“.

Ideen und Kräfte gegen alle Resignation

Man müsse stattdessen „tiefer denken und tiefer graben, um zu den Quellen eines wirklich lebendigen und faszinierenden Glaubens zu gelangen“. Kapellari wörtlich: „Die Offenheit für das immer ersehnte, aber nie erreichte Ganze würde alle Suchenden und auch Streitenden in unserer Kirche positiv verändern.“

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Bischof Kapellari erinnerte in Kärnten, wo er selbst zwei Jahrzehnte als Diözesanbischof wirkte, daran, dass die katholische Kirche auch heute in den deutschsprachigen Ländern auf verschiedenen Ebenen viel dazu beitrage, „die ganze sie umgebende Zivilgesellschaft zu stützen und zu beleben“. Es gebe darum „Grund zu einem guten katholischen Selbstbewusstsein“. Angesichts aller „Gleichgewichtsstörungen und Krisen“, wie auch vieler „Ideen und Kräfte gegen alle Resignation“ dürfe die Kirche trotz allem Versagen bekennen: „Die Kirche lebt, weil sie ein Werkzeug des lebendigen Gottes ist.“

In seinem Vortrag erinnerte Bischof Kapellari zugleich daran, der Gott der Bibel sei „kein harmlos lieber Gott, sondern ein Gott, um den und mit dem unzählige Menschen gerungen haben oder heute ringen“. In vielen Predigten wie auch im Religionsunterricht sei heute vielfach „nur von einem lieben Gott die Rede“, kritisierte Kapellari. Gott sei jedoch kein Zuschauer beim „schönen und immer wieder auch schrecklichen Theater der Weltgeschichte“, sondern „er ist in seinem Sohn auch verhöhnt, geschlagen und gekreuzigt worden“.   DT/sba

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