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Laschet steigt aus dem Schlafwagen aus

Armin Laschet gab sich beim Kandidaten-Triell kämpferisch. Doch einen Trendumschwung scheint er damit noch nicht geschafft zu haben.
Wahl-Triell - TV-Diskussion Kanzlerkandidaten
Foto: Michael Kappeler (dpa Pool) | Man merkte dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet an, dass er wusste: Entweder schafft er jetzt die Trendwende oder er schafft sie nie.

Ganz gegen ihre Sonntagabend-Fernsehgewohnheit mussten die Deutschen gestern auf eine Leiche verzichten. Zur besten Tatort-Zeit sendete RTL sein Triell der Kanzlerkandidaten. Einen politischen Toten gab es nicht zu beklagen. Eher ist eine Wiederbelebung zu konstatieren.  Armin Laschet ist aus den Schlafwagen ausgestiegen. Man merkte dem CDU-Kanzlerkandidaten an, dass er wusste: Entweder schafft er jetzt die Trendwende oder er schafft es nie. Er emanzipierte sich endlich von Mutti: Das Agieren der Bundesregierung in Afghanistan nannte er ein Desaster.

Wird Laschet weiter auf Angriff setzen?

Wird es ihm gelingen, auf dieser Linie weiter zu agieren und sich aus der babylonischen Gefangenschaft zu befreien, in der sich er und seine Partei mit Blick auf die Kanzlerin immer noch befinden? Die Tatsache, dass Angela Merkel bisher nur sehr wenig Bereitschaft zeigt, sich im Wahlkampf für den Kandidaten ihrer Partei zu engagieren, mag hier dazu beigetragen haben.

Spannend wird nun sein, ob Laschet diesen Weg weitergeht. Schließlich machte Laschet Punkte, als er Olaf Scholz mit der Frage konfrontierte, ob der SPD-Kanzlerkandidat ein Bündnis mit der Linkspartei offen wolle. Scholz flüchtete sich in Formalismen und blieb eine klare Antwort schuldig. Wird Laschet die Gefahr einer Rot-Grün-Roten-Bundesregierung zum Leitmotiv der letzten Wahlkampfwochen machen?

Scholz und sein Buddha-hafter Minimalismus kommen offenbar an

Eigentlich ist Laschet als Sieger vom Platz getreten. Doch was sagten die Umfragewerte, die eine halbe Stunde nach dem Ende des Triells über den Bildschirm flimmert? Weiterhin steht Scholz an der Spitze. Der SPD-Kanzlerkandidat scheint mit seinem Buddha-haften Minimalismus, den seine Kritiker roboterhaft nennen, offenbar immer noch besser beim Wahlvolk anzukommen. Dass Scholz dabei versucht, Merkel und deren Strategie der Demobilisierung zu imitieren, dürfte die Strategen im Adenauer-Haus langsam in die Verzweiflung stürzen. Gegen den Kontinuität versprechenden Status-quo-Stil scheint kein Kraut zu wachsen. Immerhin hat man jetzt das Gefühl, dass Laschet noch nicht aufgegeben hat, nach diesem Kraut weiter zu suchen.

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Sebastian Sasse

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