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Woelki lehnt Rücktritt ab: „Das Menschenmögliche tun“

Ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das nur für eine kurze Zeit hält, meint der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Nur aus dem Amt heraus könne er in Zukunft alles dafür tun, Fehler zu verhindern. Abermals gesteht er auch eigenes Fehlverhalten ein.
Erzbistum Köln - Pressekonferenz
Foto: Oliver Berg (dpa-Pool) | Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, nimmt an einer Pressekonferenz des Erzbistum Köln zur Vorstellung der Konsequenzen aus dem vergangene Woche veröffentlichten Missbrauchsgutachten des Strafrechtlers ...

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki lehnt einen Rücktritt ab. "Die moralische Verantwortung einfach mitnehmen und gehen zum Schutz des Ansehens von Bischofsamt und Kirche - das ist mir zu einfach. Und in meinen Augen ist es auch falsch", sagte der Erzbischof am Dienstag vor Journalisten in Köln: "So ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das nur für eine kurze Zeit hält." Er könne es nur aus seinem Amt heraus besser machen und werde in Zukunft alles dafür tun, dass möglichst keine Fehler mehr passieren können."

Woelki: Nicht alles Menschenmögliche getan

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Erneut räumte Woelki am Dienstag Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen ein. Obwohl weder das in der vergangenen Woche vorgestellte Gutachten noch das im vergangenen Jahr von einer Münchner Kanzlei erarbeitete Gutachten dem Kölner Erzbischof Pflichtverstöße bescheinigen, habe er "nicht alles Menschenmögliche getan". "Aber es gehe nicht nur darum, das Richtige zu tun, sondern alles Menschenmögliche zu tun. Und das habe ich nicht getan." Mit Blick auf den bundesweit bekannt gewordenen Fall des Düsseldorfers Pfarrers O., der Woelki persönlich nahestand unterstrich der Kardinal, es wäre besser gewesen, wenn er denn Fall nach Rom gemeldet hätte.

Mit Blick auf systembedingte Ursachen falschen Umgangs mit Missbrauchsfällen regte der Kardinal Änderungen im Kirchenrecht an. So müssten Verjährungsfristen von sexualisierter Gewalt ausgeweitet und Widersprüche im Kirchenrecht und in den Leitlinien der deutschen Bischöfe zum Umgang mit Missbrauchsfällen ausgeräumt werden. Woelki kritisierte auch, dass Missbrauchstaten von Priestern im kirchlichen Recht immer noch nur als Verstoß gegen das Zölibatsversprechen gesehen würden. Ausdrücklich forderte er einen Perspektivwechsel hin zur Sicht der Opfer.

Dankbar für die Entscheidung des Kardinals

Claudia Blessing, Mitglied im Betroffenenbeirat des Erzbistums, zeigte sich gegenüber dieser Zeitung dankbar für die Entscheidung des Kardinals, den Strafrechter Gercke mit der Untersuchung beauftragt zu haben. „Es hat sich gelohnt“, stellte sie mit Blick auf die im Oktober getroffene Entscheidung des Kölner Oberhirten fest, das Münchner Gutachten nicht zu veröffentlichen.

Der Kölner Generalvikar Markus Hofmann benannte erste Konsequenzen aus dem Gutachten: Die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission, zu der Kardinal Woelki bereits am 15. März eine Vereinbarung mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs Johannes Wilhelm Rörig unterzeichnet hat. Die Bereitstellung der Mittel für die erhöhten Anerkennungsleistungen für Betroffene. Eine regelmäßige Kontrolle beschuldigter Kleriker und Laien. Die personelle und organisatorische Stärkung der Intervention. Die Evaluierung und Weiterentwicklung der Prävention. Die zukünftige Arbeit des Betroffenenbeirats entsprechend der DBK-Richtlinien. Eine verbesserte Aktenführung durch Digitalisierung, Nachverfolgbarkeit und Manipulationssicherheit. Die Veränderungen in der Priesterausbildung durch eine psychologische Standortbestimmung, ein Vorbereitungsjahr mit Sozialeinsätzen und eine stärkere Einbeziehung von Frauen in der Ausbildung.  DT/reg

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28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig