„Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes“, heißt es aus dem Munde Jesu. Unmissverständlich macht der Herr deutlich, dass Johannes der Täufer eine gewaltige Zeitenwende markiert. Mit ihm endet der Alte Bund zwischen Gott und den Menschen, er ist der letzte der Propheten. Aber er ist „mehr als ein Prophet“, sagt Jesus und fügt hinzu, „dass unter denen, die von einer Frau geboren sind, keiner größer ist als Johannes.“
Tatsächlich kann man Johannes mit Recht den größten der Propheten nennen, ist er doch der einzige unter ihnen, der unmittelbar auf den gegenwärtigen Herrn verweist. Bereits als Ungeborener im Bauch seiner Mutter Elisabeth spürt er den Heiland und hüpft vor Freude, als die ebenfalls schwangere Maria zu Besuch kommt. Er ist somit der erste Mensch, der die Präsenz Christi auf Erden wahrnimmt.
Johannes erkennt Jesus
Als Erwachsener ist Johannes ebenfalls der erste, der Jesus erkennt und öffentlich auf ihn hinweist. Als Jesus am Jordan vorübergeht, wo Johannes im Beisein seiner Jünger taufte, streckt der Täufer seinen Finger aus, deutet auf Jesus und ruft: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ Die beiden Jünger, die bei ihm waren, hörten die Botschaft und folgten Jesus nach. Noch bevor Jesus eigene Jünger in seinen Dienst rief, gibt Johannes seine Anhänger freimütig an ihn ab. „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“, spricht er. Johannes kennt seine Rolle und ist bereit zu weichen. Der Prophet des Alten Bundes macht Platz für den Stifter des Neuen.
Der wahre Prophet erweist sich allerdings nur in der Einheit von Verkündigung und Ermahnung. „Christi Verkünder, Mahner der Sünder“, heißt es daher treffend in einem Gebet an Johannes den Täufer, denn dieser benutzte seinen erhobenen Zeigefinger durchaus auch zur Ermahnung: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe […] Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.“
Keine Scheu vor Herodes
Mit seiner Kritik schreckte Johannes auch vor Herodes nicht zurück. Dieser hatte seine erste Frau verstoßen, um Herodias heiraten zu können, die aber wiederum bereits mit seinem Bruder verheiratet war. Dieser Vorgang wurde von Johannes stark angeprangert, wofür Herodes ihn ins Gefängnis werfen und später, angestachelt durch seine zweite Frau und deren Tochter, enthaupten ließ. Somit wurde Johannes zum ersten neutestamentlichen Märtyrer. Seiner Enthauptung wird am 29. August gedacht.
Bei der Generalaudienz am 29. August 2012 gedachte Benedikt XVI. des Heiligen: „Die Feier des Martyriums des heiligen Johannes des Täufers erinnert auch uns, die Christen unserer heutigen Zeit, daran, dass man gegenüber der Liebe zu Christus, zu seinem Wort, zur Wahrheit keine Kompromisse eingehen kann. Die Wahrheit ist Wahrheit, es gibt keine Kompromisse.“
Ecce Agnus Dei
Der eigentliche Gedenktag des Johannes ist aber der 24. Juni, der Tag seiner Geburt, genau sechs Monate vor Weihnachten. Der Geburtstag des Johannes war unter anderem ausschlaggebend für die Benennung der Johannisbeeren, deren erste Sorten um diesen Tag herum reif werden.
Auch in zahlreichen anderen Fällen wurde Johannes der Täufer als Namenspatron gewählt, wobei es aufgrund der Namensgleichheit mit dem Apostel Johannes zuweilen zu Missverständnissen kommt. So verweist etwa der häufige Papstname Johannes nicht auf den Apostel, wie oft vermutet wird, sondern auf den Täufer. Bildliche Darstellungen seiner Person zeigen ihn für gewöhnlich in einem Fellgewand mit Kreuzstab, Lamm, Taufschale und dem Spruchband „Ecce Agnus Dei“.
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