DIE LETZTEN DINGE

Der Himmel und der Weg dahin

Kein Auge hat gesehen und kein Ohr gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Doch dieser Zustand des ewigen und höchstens Glücks erwartet nur die, die völlig geläutert sind.
Himmel
Foto: Gemeinfrei | Das himmlische Jerusalem von Jacobello Alberegno in der Eremitage, St. Petersburg.

Selbst unter Christen ist die Vorstellung weit verbreitet, man komme nach dem Tod gleich in den Himmel. So sagt man etwa über Verstorbene direkt nach deren Tod, es gehe ihnen nun besser, sie leiden nicht mehr oder winken uns vom Himmel aus zu. Diese Überzeugung zeigt sich auch in der Modeerscheinung, für Verstorbene statt eines Requiems ein sogenanntes Auferstehungsamt zu feiern. Wie aber verhält es sich in Wirklichkeit? Ist es einfach, in den Himmel zu kommen, und was muss man tun, um dorthin zu gelangen?

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Ziel ist der Himmel

Zunächst gilt es festzuhalten, dass das Ziel eines jeden Christen der Himmel ist: Er ist das Ziel des menschlichen Daseins. Es geht darum, Anteil zu erhalten an dem, was „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9). Der Himmel ist der Ort der Gegenwart des lebendigen Gottes. Es ist der Zustand des höchsten und ewigen Glücks, wobei das Wort „ewig“ in diesem Kontext eine neue Bedeutung erhält. Es steht für die Endgültigkeit dieser vollkommenen Erfüllung, die in der Gemeinschaft mit Gott und den Heiligen besteht. Daher ist der Himmel nicht vergleichbar mit dem Paradies zu Beginn der Menschheit, sondern übertrifft es unendlich.

Weil der Himmel der Ort höchster Vollendung ist, können nur diejenigen hineinkommen, die bereits vollendet sind. Nur wer selbst ganz Licht geworden ist, kann in das Licht Gottes gelangen. In der Heiligen Schrift heißt es daher: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen“ (Lk 13,24). Die Vorstellung etwa, der Apostel Petrus würde flapsige Witze an der Himmelpforte machen und entscheiden, wer hinein darf und wer nicht, ist mehr als ein Zerrbild dieser Wirklichkeit. Es geht nämlich darum, das Angesicht Gottes schauen zu dürfen (vgl. Offb 22,4). Johannes hat dies wie folgt ausgedrückt: „Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1 Joh 3,2). Folglich ist der Himmel für die bestimmt, die „in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind“. Wer also ganz rein, selbst Licht geworden ist, wird direkt in das Reich Gottes eingehen dürfen.

Völlige Läuterung

In der Überlieferung der Kirche wird dies für kleine Kinder angenommen, die nach der Taufe sterben, deswegen wurde für sie ein „Engelamt“ als Requiem gefeiert. Weil ihnen durch das Wasser und den Heiligen Geist alle Sünde und Schuld vergeben wurde, und sie selbst ohne Schuld sind, gelangen sie, wie die Engel, direkt in das Reich Gottes. Auch deshalb sollten Kinder so bald wie möglich – spätestens einen Monat nach der Geburt – getauft werden. Für erwachsene Christen galt das Martyrium auch als „zweite Taufe“. Das Opfer ihres Lebens, als Zeugnis für den Glauben an Jesus Christus, wird als jene Kraft gesehen, die ihre vollkommene Läuterung bewirkt.

Die völlige Läuterung, die notwendig ist, um in das Himmelreich zu gelangen, kann auf ordentlichem Weg durch die Gnadenmittel der Kirche (Beichte, Krankensalbung, Ablass und so weiter) erlangt werden. Sie setzt die Annahme Jesu Christi voraus, denn der Himmel ist, „bei Christus zu sein“ (Phil 1,23). Dazu ist die Vergebung der Sünden, die von Gott trennen, notwendige Voraussetzung; dies geschieht gewöhnlich im Sakrament der Beichte. Die vollständige Läuterung schon auf Erden verlangt ferner nach einer Liebesreue über alle begangenen Sünden, wozu die Ablässe der Kirche, vor allem der Sterbeablass, wertvolle Hilfen sind. Die Krankensalbung und die letzte Wegzehrung (die heilige Kommunion) sollen den Übergang in die Anschauung Gottes erleichtern. Diese Gnadenmittel sind wirksame Mittel auf dem Weg zum Himmel, wobei grundsätzlich gilt:
Es kommt nicht darauf an, lange zu leben, sondern das Ziel des Lebens zu erreichen.

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