Credo: Populäre Irrtümer über Priester

Nichts geht manchen Zeitgenossen über ihre Vorurteile. Katholische Geistliche können ein Lied davon singen. Doch das Priesterleben ist reicher als viele ahnen. Von Andreas Wollbold

Nichts geht manchen Zeitgenossen über ihre Vorurteile. Katholische Geistliche können ein Lied davon singen. Doch das Priesterleben ist reicher als viele ahnen.

1. Es gibt Besseres

Nein, gibt es nicht. Besser bezahlt sicher, vielleicht auch bei Durchschnittsmenschen besser angesehene Berufe. Aber wirklich besser? Besser als taufen – mit einer Handvoll Wasser und einem einzigen Satz „Ich taufe dich…“ den Schmutz von hunderttausend Jahren abwaschen, die Erbsünde Adams?

Besser als predigen – Sprachrohr dessen zu sein, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist (Johannes 14, 6)?

Arme zu haben, die Gott jedem Menschen entgegenstreckt, selbst den elendsten Schurken? Und ein Herz, in dem Platz ist nicht nur für die Traumfamilie mit adretter Frau und zwei strahlenden Kindern, sondern Platz für alle? Der Vater aller Menschen sein und dabei den Vater im Himmel im Rücken haben, nein, da gibt es nichts Besseres.

2. Jeder muss selbst entscheiden, welcher Beruf ihm mehr gefällt

Nein, bei der Berufung geht es nicht um meinen Traumberuf, sondern um Gottes Ruf und Erwählung. Er ruft die Fischer von ihren Netzen, warum sollte er nicht auch mich aus meinen Plänen rufen? Wer nur einen Funken Glauben in sich hat, wird dem Herrn diese Chance geben: Plötzlich steht er vor mir, er will etwas von mir – und schon ist alles andere Schnee von gestern.

3. Priester sind keine richtigen Männer

Nein, im Gegenteil, ein richtiger Mann kann sich immer eine Scheibe vom Priester abschneiden. Ein Mann, das ist doch keiner, der in Rekordzeit heißläuft, der alle in Furcht und Schrecken versetzt, auch nicht der reichste Mann der Welt. Frauenheld, Kriegstreiber, Erfolgsmensch, nein danke! Ein Mann, das ist ein Vater. Nicht in jedem Fall ein biologischer Vater. Was er zur Zeugung beisteuert, ist ja doch ehrlich gesagt eher mickrig. Und auf die eigenen Gene stolz zu sein zeugt nicht gerade von Einsicht. Nein, ein Vater schafft wachsendem Leben ein Zuhause, er zeigt ihm die Welt, er verteidigt es bis auf sein Blut. Also ganz wie ein Priester. Der schafft den in der Taufe Neugeborenen ein Zuhause in Kirche und Gemeinde, er lehrt sie, klar zu sehen in der Welt, und vereinigt sich am Altar mit Christus, der sein Blut vergossen hat für das Leben der Welt.

Die Reihe wird in der Ausgabe vom 25. Januar 2018 fortgesetzt.

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Geistliche und Priester Jesus Christus Kriegstreiber

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