Mit Gipfeltreffen ist es so eine Sache: Zu groß, zu teuer und zu ineffizient seien diese häufig, sagen Kritiker. Und in der Tat: Als 1975 der erste Gipfel der damaligen G6 im französischen Schloss Rambouillet stattfand, hatten dessen Initiatoren – der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der französische Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing – eigentlich die Intention, dass sich die Staatschefs der führenden westlichen Demokratien und Volkswirtschaften im intimen Rahmen begegnen sollten, um sich auf kurzem Wege über politische und ökonomische Herausforderungen, wie beispielsweise den Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods oder die erste große Ölkrise, miteinander abstimmen zu können.
Hang zur Gigantomanie
Seit Rambouillet ist viel geschehen – und mittlerweile kann man den auf sieben demokratische Industrienationen angestiegene Gipfeltreffen in der Tat einen gewissen Hang zur Gigantomanie und Ineffizienz nicht absprechen. Dennoch: Gäbe es die G7-Gipfeltreffen nicht, dann müsste man sie wohl spätestens seit Putins Überfall auf die Ukraine erfinden.
Denn sowohl auf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau als auch auf dem BRICS-Gipfel, der vergangene Woche virtuell in Peking stattfand, ging es um nichts anderes als der Welt entweder aus demokratisch-freiheitlicher oder aus antidemokratisch-autoritärer Perspektive den jeweiligen Stempel aufzudrücken.
Der Krieg in der Ukraine und die beiden Gipfeltreffen in Europa und Fernost zeigen endgültig auf, dass zwei politisch und ökonomisch vollkommen diametral entgegengesetzte Systeme unversöhnbar einander gegenüber stehen und um nichts weniger als in eben diesem Kampf der Systeme auf Sieg zu spielen gedenken. Angesichts dessen bleibt dem Westen nichts anderes übrig, als diese große Herausforderung anzunehmen – zum Beispiel im Rahmen großer Gipfeltreffen.
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