Einer der Zentralbegriffe der katholischen Soziallehre, jener der Solidarität, bekommt zunehmend einen leicht anrüchigen Beigeschmack. Bedeutet das nicht, dass die Fleißigen für die Faulen, die Gescheiten für die Dummen, die im Leben Tüchtigen für die Taugenichtse einstehen sollen? Solchen unterschwelligen Umdeutungen, die sich in der Regel schleichend vollziehen, ist schwer beizukommen. Nein, natürlich sind wir alle gegen Entsolidarisierung; selbstverständlich achten wir die Würde jedes Menschen, ob arm oder reich, alt oder jung, kräftig oder gebrechlich. Das ist doch keine Frage. Es steht ja auch im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Kolumne: Solidarität ist kein Luxus
Von Professorin Ingeborg Gabriel