Den Haag (DT/dpa) Mehr als 22 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica hat das UN-Kriegsverbrechertribunal den bosnisch-serbischen Ex-General Ratko Mladiæ (75) zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sprachen den Angeklagten am Mittwoch in Den Haag für schlimmste Gräueltaten im Krieg schuldig: Für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Völkermord in Srebrenica 1995, wo bosnisch-serbische Truppen etwa 8 000 muslimische Jungen und Männer ermordet hatten. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen nach 1945 in Europa. Maldiæ war danach als „Schlächter vom Balkan“ bezeichnet worden. Er war Oberkommandant der bosnischen Serben während des Krieges mit etwa 100 000 Todesopfern und über zwei Millionen Vertriebenen. Die Richter unter Vorsitz des Niederländers Alphons Orie sahen die Schuld des Angeklagten als zweifelsfrei erwiesen an. „Das Gericht verurteilt den Angeklagten daher zu einer lebenslangen Haftstrafe“, sagte Orie.
Zuvor hatte der Angeklagte für einen Eklat gesorgt. Der Vorsitzende Richter Orie ließ ihn aus dem Gerichtssaal entfernen, nachdem Mladiæ lautstark protestiert hatte. Die Verteidigung hatte erfolglos gefordert, die Urteilsverkündung abzukürzen, weil der Blutdruck des Angeklagten gefährlich hoch sei. Das Gericht setzte die Verlesung des Urteils ohne Mladiæ fort. Mladiæ wurde schuldig gesprochen für Verbrechen wie Mord, Vertreibung, Folter. Dazu zählt auch die gut drei Jahre dauernde Belagerung und der Dauerbeschuss von Sarajevo, bei dem 10 000 Menschen getötet wurden. Im Juli 1995 hatten serbische Einheiten unter Mladiæs Kommando die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und Tausende muslimische Männer und Jungen ermordet. Die niederländischen UN-Blauhelme hatten sich kampflos ergeben. Der Ex-General war erst 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht festgenommen worden. Er selbst hatte stets versichert, er habe nur sein Volk verteidigt. Es gilt als sicher, dass er gegen das Urteil Berufung einlegen wird.