Enttäuschungen haben meist mit Erwartungen zu tun. Wer in den christlich-islamischen Dialog mit der Hoffnung auf Einigung in theologischen Grundfragen eintritt, hat die Frustration bereits mitgebucht. Als Kardinal hat Joseph Ratzinger 1998 klargestellt, worin das Ziel des interreligiösen Dialogs bestehen kann: Wer eine Vereinigung der Religionen als Ziel des Religionsdialogs sehe, müsse enttäuscht werden. Dies sei „innerhalb unserer Geschichtszeit kaum möglich und vielleicht nicht einmal zu wünschen“. Gleichzeitig lehnte er aber eine Reduktion auf das bloß Pragmatische und einen Verzicht auf die Wahrheitsfrage, der den Menschen seiner Größe berauben würde, ab.
Leitartikel: Interreligiöse Allianzen
Von Stephan Baier