Als der selige Bernhard Lichtenberg 1899 in Breslau zum Priester geweiht wurde, traten 87 der ursprünglich 89 Kandidaten gemeinsam mit ihm vor den Altar. Jede Gemeinde hatte damals einen Pfarrer und mehrere Kapläne, und für kinderreiche katholische Familien war es selbstverständlich, den Nachwuchs zu ermutigen, Priester zu werden oder in einen Orden einzutreten. Heute sehen die Zahlen anders aus. Nicht selten entscheiden sich vier Fünftel derjenigen, die eine Berufung zur Arbeit im Weinberg des Herrn gespürt haben, während ihrer Ausbildung für einen anderen Weg. An Weihekurse mit einem einzigen Kandidaten, Burn-Outs und Identitätskrisen im Klerus dürfen sich die Gemeinden und Bistümer allerdings nicht achselzuckend gewöhnen.
Kommentar: Priester für das 21. Jahrhundert
Von Barbara Stühlmeyer