Damit wir endlich wissen, was wir 2012 erlebten, oder was wir versäumten, weil es schon zum Zeitpunkt des Geschehens unsere Wahrnehmungsschwelle nicht überschritt, präsentieren uns Medien derzeit haufenweise Jahresrückblicke. Wer als Zeitzeuge jetzt autoritativ erfahren will, wie wir das Jahr zu bilanzieren haben, horche dorthin, wo die Deutungshoheit zuhause ist: in den oft fälschlich mit dem Boulevard assoziierten Medien, die Stammtische von Nationen sind, in den Fernsehlangeweileshows und an den real existierenden Stamm- und Kaffeehaustischen. Dort fällt das Urteil differenziert aus: Zwar trat der versprochene Weltuntergang nicht ein, zumindest nicht kollektiv und global, doch wird die Welt weiter von Wahnsinnigen regiert.
Glosse: 2013 wird wie 2012, nur anders
Von Stephan Baier