Ist Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ein Paranoiker, der immer und überall eine Verschwörung wittert? Oder findet in der Türkei ein Machtkampf zwischen der demokratisch gewählten AKP-Regierung und der geheimen Gülen-Bewegung statt? Werden die türkische Demokratie und die Unabhängigkeit ihrer Justiz eher durch einen zunehmend autokratischen Regierungschef – im Lande oft spöttisch „Sultan“ genannt – oder durch die von Fethullah Gülen aus Pennsylvania ferngesteuerte Massenbewegung in Gefahr gebracht? Man muss zumindest vier Problemkreise unter die Lupe nehmen, um eine Antwort darauf zu wagen: das Phänomen Erdogan, den „tiefen Staat“ in der Türkei, die ökonomische Entwicklung sowie die Gülen-Bewegung.
Der Sultan und der Prediger
Eine außerparlamentarische Opposition der Frommen bringt die AKP in Nöte Von Stephan Baier