China ist beleidigt – schnell und gerne. Gegenüber Japan äußerte sich Peking „zutiefst unzufrieden“, den Briten warf man „Verleumdung und Verunglimpfung Chinas“ vor. Die fernöstliche Supermacht reagiert selbst auf feinste Nadelstiche und sanfteste Kritik, gibt sich hypersensibel und stets sprungbereit. Dem britischen Premier Rishi Sunak nimmt Chinas Führung übel, dass er auf dem Gipfeltreffen der Sieben (G7) sagte, China stelle die größte Herausforderung für die Sicherheit und den Wohlstand der Welt dar. Insgesamt wirkt die Erklärung der G7 zu China eher zahnlos, doch dass die Risiken einer Abhängigkeit von China benannt werden und Diversifizierung empfohlen wird, lässt in Peking die Alarmglocken schrillen.
Misstrauen gegenüber China
Erwartbar war Pekings Reaktion auf die Kritik der G7 an der Menschenrechtslage, vor allem in Tibet und Xinjiang: Das sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik; die Zeiten, in denen westliche Staaten die internationalen Angelegenheiten bestimmten, seien vorbei, so die Botschaft aus Peking. Kein Zweifel: Heute will die Volksrepublik China die internationalen Angelegenheiten bestimmen: nicht nur im Ost- und Südchinesischen Meer, sondern global; nicht nur wirtschaftlich, sondern politisch. Das hat der Westen sehr spät, aber doch erkannt. Europa und die USA haben das kommunistische China als systemischen Konkurrenten und wirtschaftlichen Herausforderer durchschaut; Indien und Japan blicken ohnedies seit langer Zeit mit gut begründetem Misstrauen auf den gigantischen Nachbarn.
Menschenrechte sind nie und nirgends eine innere Angelegenheit irgendwelcher Staaten. Und die Gefahren, die von China für den Frieden in der Region und für die Souveränität chinesischer Handelspartner weltweit ausgeht, ist längst breit dokumentiert. Der Westen braucht dafür eine klare, konsequente Abwehrstrategie. Und gute Diplomaten, die sie in ausgesucht höfliche Worte kleiden können.
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