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Neue Mitspieler im politischen Berlin

Mit einer neuen Wagenknecht-Partei und den Freien Wählern machen sich zwei Gruppierungen startbereit, die koalitionsfähig sein könnten.
Lafontaine und Wagenknecht
Foto: Martin Schutt (dpa-Zentralbild) | Eine Episode aus diesen Tagen illustriert, wo eine neue Wagenknecht-Partei programmatisch zu verorten wäre: Gerhard Schröder hat sich mit seinem alten Rivalen Oskar Lafontaine, dem Ehemann Wagenknechts, versöhnt.

Die beiden kleinen Lichter der Ampel, also Grüne und FDP, könnten bald etwas flackern. Noch besitzen sie so etwas wie eine Monopolstellung auf dem Koalitionsmarkt. Sind Rote oder Schwarze in Land und Bund auf der Suche nach einem Partner, müssen sie notgedrungen auf Grün, Gelb oder gar beides zusammen setzen. Denn Blau ist keine Alternative. Das könnte sich jetzt ändern. Denn zwei Gruppierungen, die einerseits Wählergruppen aus der AfD abziehen können, andererseits aber koalitionsfähig sind, machen sich startbereit. 

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Da ist einmal die sogenannte Wagenknecht-Partei. Bis Ende des Jahres soll sich die schon lange angekündigte Gruppierung tatsächlich gründen, bei der jene schillernde Figur im Mittelpunkt steht, die in den 90ern als Rosa Luxemburg 2.0 startete und sich jetzt zur Mutter Courage aller vom politischen Establishment Vergessenen stilisiert.

Im Dienst der realen Sorgen des deutschen Facharbeiters

Eine Episode aus diesen Tagen illustriert auch, wo so eine Partei programmatisch zu verorten wäre: Gerhard Schröder hat sich mit seinem alten Rivalen Oskar Lafontaine, dem Ehemann Wagenknechts, versöhnt. Der Niedersachse veröffentlichte einen launigen Brief zum 80. Geburtstag des Saarländers. Hier wächst wieder zusammen, was, trotz aller Querelen, irgendwie immer zusammengehört hat. Der gemeinsame Blick auf Russland verbindet und macht die alten Gemeinsamkeiten wieder offenbar. Und das eröffnet Brücken zur SPD. Es müsste vielleicht noch ein bisschen bei der Asylpolitik der dänischen Sozis abgeschaut werden, knackige Parolen gegen die Identitätspolitiker bei Grünen und Linkspartei. Und fertig wäre ein Bündnis, das sich auf die Fahnen schreiben könnte, im Dienst der realen Sorgen des deutschen Facharbeiters unterwegs zu sein.

Dann die Freien Wähler: In Bayern erreichen sie in den Umfragen ungeahnte Höhen. Da ist es nur eine Frage, wann Hubert Aiwanger auch den Bund in Angriff nimmt. Für die Union könnte das charmant sein. Denn der Bayer hält unzufriedene Mitte-Rechts-Wähler davon ab, bei der AfD anzukreuzen und ist koalitionswillig. Hat Söder deswegen seinen Stellvertreter geschont? 

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