Am Freitag vor einer Woche wurde der Schriftsteller Salman Rushdie bei einer Veranstaltung im Bundesstaat New York Opfer eines islamistischen Anschlags. Der Attentäter, der den Autor mit zahlreichen Messerstichen schwer verletzte, zeigte sich in den sozialen Medien als Anhänger des iranischen Regimes, dessen oberster Führer, Ayatollah Khomeini, im Jahr 1989 eine sogenannte Fatwa zur Ermordung Rushdie erlassen hatte. Der Attentäter sollte zur Belohnung ein Kopfgeld von umgerechnet 2, 5 Millionen US-Dollar erhalten.
Zu geheimer Existenz gezwungen
Der Hintergrund des Mordaufrufes war das literarische Werk „Die satanischen Verse“, das sich unter anderem kritisch mit dem Leben Mohammeds auseinandersetzt und deshalb als blasphemisch verurteilt wurde. Khomeinis Nachfolger Ayatollah Chamenei erneuerte den Aufruf und erhöhte das Kopfgeld auf über drei Millionen US-Dollar.
Rushdie wurde dadurch zu einer geheimen Existenz gezwungen und alle, die sich um die Verlegung seiner Bücher bemühten, lebten gefährlich. Einer seiner Übersetzer wurde ermordet, ein anderer bei einem Anschlag verletzt.
Rushdies Schicksal ist kein Einzelfall. Immer wieder werden Menschen im Namen des Islam getötet, weil man ihnen Häresie oder Blasphemie vorwirft, weil sie Christen, Juden, Bahai oder Jesiden sind oder einfach, weil Dschihadisten tatsächlich glauben, dass die Verbreitung von Furcht und Schrecken durch Anschläge in Verkehrsmitteln, Hotels und auf öffentlichen Plätzen ihnen einen Platz im Paradies sichert. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich zu sehen, dass es Politik und Medien wieder einmal schwer fällt, das Problem tatsächlich zu benennen. Unverständlich ist auch das dröhnende Schweigen von Millionen Muslimen, die ihre Religion gerne als eine der Barmherzigkeit verstanden wissen wollen.
Die Autorin ist Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI) und lehrt an der Frankfurter Goethe-Universität.