Franzosen dürfen Deutsche loben. Umgekehrt ist es schon komplizierter. Als de Gaulle vor fünfzig Jahren vom Bonner Rathaus der Menge zurief: „Ihr seid ein großes Volk, jawohl, ein großes Volk“, da brach unbeschreiblicher Jubel aus. Wenn die Bundeskanzlerin heute ihrem Freund Sarkozy ein Lob ausspricht, ja einen Persilschein ausstellt („Ich unterstütze ihn in jeder Façon, egal, was er tut“), dann stockt vielen Franzosen der Atem. Egal, was er tut, mehr Vertrauen war nie und dennoch hält sich der Jubel in elyséeischen Grenzen. Vielleicht, weil man Deutschland, wie der einflussreiche Berater Alain Minc sagt, als „imperiale Demokratie“ sieht.
Leitartikel: Nützlicher Schachzug
Von Jürgen Liminski