Dass wir in einem Zeitalter der Vernunft leben, kann wohl niemand behaupten, der sich auch nur oberflächlich mit Weltpolitik befasst. Nicht Pragmatismus, Rationalität und nüchterne Interessenspolitik prägen die Politik des 21. Jahrhunderts, sondern sektiererisch gefärbte Ideologien, nationalistische Großmachtträume, pseudoreligiös begründete Mythen. Dabei hätte die Zeitenwende des Jahres 1991 eine Chance für eine neue Rationalität eröffnet. Der Zusammenbruch des von Moskau dirigierten kommunistischen Imperiums weckte Hoffnungen auf ein Zeitalter der Besonnenheit und des Interessensausgleichs – wie schon 1918 und 1945.
Leitartikel: Die Wiederkehr des Irrationalen
Von Stephan Baier