Straßburger Plenarsitzungen des Europäischen Parlaments sind von hektischer Effizienz. Debatten und Entscheidungsfindungen in Plenum, Ausschüssen und Fraktionen laufen vielfach parallel, vor und hinter den Kulissen. Alle zweieinhalb Jahre aber schaltet das Parlament in einen anderen Modus: Als stünde die Welt da draußen still, als gäbe es nichts, was dringend beraten und entschieden werden müsste, zelebriert das Europäische Parlament die Kür seines neuen Präsidenten. Werden sonst folgenreiche Gesetzesmaterien im Sekundentakt elektronisch abgestimmt, wird die Präsidentenwahl einer Liturgie gleich mit weißen Stimmzetteln in archaischer Prozedur zelebriert.
Leitartikel: Die Macht der Demokratie
Von Stephan Baier