Die Gewalttaten und Gewaltaufrufe islamischer Fanatiker sind kein Zeichen der Stärke oder der Geschlossenheit, sondern der Krise des gegenwärtigen Islam. Der Appell des saudischen Großmuftis, Scheich Abd al-Aziz Ibn Abdullah, die christlichen Kirchen auf der arabischen Halbinsel zu zerstören, ist ein aktuelles Beispiel dafür. Nicht von liberalen, säkularisierten Muslimen, sondern von Mehmet Görmez, dem Leiter des türkischen Religionsamtes (Diyanet), musste sich der Großmufti öffentlich so etwas wie Häresie vorwerfen lassen: Seine Forderung stehe im Widerspruch zur islamischen Lehre und Tradition, schmetterte der Chef von mehr als 80 000 Moscheen dem saudischen Kollegen entgegen.
Leitartikel: Die innere Krise des Islam
Von Stephan Baier