Es gibt Gründe, von Joachim Gauck enttäuscht zu sein. Wer sich von Gauck erwartet hatte, er werde als Bundespräsident ein konservatives Pendant zu Kanzlerin geben, der dürfte einigermaßen enttäuscht sein. Pazifisten hadern mit dem ersten Mann im Staate ob seiner Äußerung, Deutschland müsse international mehr Verantwortung übernehmen. Nicht wenige Grüne, die Gauck mit ins Amt hoben, hatten auf spürbarere Distanz zur Regierung gehofft. Katholiken haben Äußerungen Gaucks zum Reformbedarf in der katholischen Kirche als anmaßende Einmischung in innerkirchliche Belange empfunden. Und unter Protestanten hatte sich mancher von einem früheren Pastor mehr Bekenntnisklarheit und weniger schwammige Gefälligkeitsrhetorik nach Käßmann-Art erhofft.