Ebenso entschieden, wie die Deutsche Bischofskonferenz Missbrauchsfälle in der Kirche wissenschaftlich erforschen lässt, muss sie öffentlich unmissverständlich ihre heutigen Priester vor einem Generalverdacht schützen: Denn bei den zwei Forschungsprojekten, die jetzt vorgestellt wurden, werden mehr als 100 000 Personalakten von Geistlichen seit Ende des Zweiten Weltkriegs untersucht. Eine solche umfangreiche freiwillige Öffnung von Akten für nicht-kirchliche Institutionen mit kriminologischer Kompetenz auch ohne konkrete strafrechtliche Verdachtsmomente ist in der Geschichte des Landes einmalig. Das ist ein großer Vertrauensvorschuss der katholischen Kirche gegenüber der Öffentlichkeit, der nicht missbraucht werden darf.
Im Blickpunkt: Kein Generalverdacht
Von Johannes Seibel