Die Szenerie erinnerte an die Zeiten de Gaulles und Mitterrands. Mehr als vierhundert Journalisten lauschten geduldig den Worten des Präsidenten, der die Welt erklärte. Aber der jetzige Herr im Elysee hat mit de Gaulle nichts und mit Mitterrand nur wenig gemein. Mit seinem sozialistischen Vorgänger teilt er die niedrigste Popularitätsquote, die ein Präsident Frankreichs je hatte. Gerade mal ein Drittel der Franzosen ist noch mit seiner Führung zufrieden, so tief war selbst Sarkozy in seinen schlechtesten Tagen nicht gesunken. Und ähnlich wie Mitterrand nach anderthalb Jahren steht Hollande jetzt nach vier Monaten schon vor einer Wende der Politik, die er den Franzosen versprochen hatte.
Hollande spielt auf Zeit
Paris: Mehr Inszenierung als Handeln – Homo-Rechte als Ersatzthema. Von Jürgen Liminski