Als „rot-grünen Kirchen-Parteitag“ bezeichnet die Redaktionsleiterin der evangelischen Nachrichtenagentur „idea“, Daniela Städter, den jüngst zu Ende gegangenen 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Wie schon häufig zuvor sei das Protestantentreffen „eine politisierte Veranstaltung mit Applausgarantie für Redner“ gewesen, die sich für den Klimaschutz aussprachen, meint Städter gegenüber der „Tagespost“. „Viele Podiumsgäste – etwa der Juso-Chef Kevin Kühnert – hatten mit dem christlichen Glauben und Kirche nichts oder wenig zu tun, was sich in den Debatten widerspiegelte“, so Städter.
Beim Thema Ökumene geht dem Kirchentag die Luft aus
Teilnehmer aus derselben politischen Blase hätten sich gegenseitig der Toleranz versichert, meint die „idea“-Redaktionsleiterin weiter, „obwohl es leider häufig ein Kirchentag der Engführung war. Messianische Juden auf dem Markt der (Un-)Möglichkeiten mit seinen über 500 Ständen? Fehlanzeige. Ein Stand der Bundesvereinigung „Christen in der AfD“? Natürlich nicht. FDP-Vertreter auf Podien? Musste man mit der Lupe suchen“.
Auch beim Thema Ökumene sei dem Kirchentag die Luft ausgegangen, so Städter. „Es gab ,Zentren' für alle möglichen Themen – etwa ,Geschlechterwelten' und ,Regenbogen' –, aber keines für Ökumene.“ Der Aufschwung von 2017 sei vorbei, was einige katholische Glaubensgeschwister zu Recht kritisiert hätten.
"Der Kirchentag will Zeitansage sein.
Die ist er: für geringe Debattenkultur,
Wohlfühlen in Blasen, wenig Christus-Botschaft"
Daniela Städter, "idea"-Redaktionsleiterin
In anderen Bereichen habe der Kirchentag hingegen ein weites Herz gehabt: „Etwa beim Stand der Polyamoren – von Menschen also, die mehr als eine sexuelle Beziehung haben.“ Der Kirchentag wolle Zeitansage sein, konstatiert Städter. „Die ist er: für geringe Debattenkultur, Wohlfühlen in Blasen, wenig Christus-Botschaft. Ein Kirchentag, der Widersprüche nur schwer aushält, sie dafür produziert.“
Lobend kommentiert Städter dennoch, dass es einen in den Kirchentag integrierten Christustag mit bewegenden Glaubenszeugnissen gegeben habe. Auch „tiefgehende Bibelarbeiten, in denen der Text nicht als Sprungbrett für politische Aussagen genutzt wurde“ sowie ernsthafte Debatten über die aktuelle Bedeutung des Evangeliums habe sie positiv wahrgenommen. „Doch unter den 2.400 Veranstaltungen waren sie eher die Ausnahme.“
DT/mlu
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